Aufgeheizt

Raphaël Pichon und das Ensemble Pygmalion entdecken die Zweitfassung von Rameaus «Dardanus»

In «Le Siècle de Louis XIV» (1751) notierte Voltaire, Rameau habe die Ohren verzaubert, Lully aber die Seele – nicht zuletzt, weil ihm Philippe Quinault zur Seite stand. Zwar waren auch Quinaults Libretti nicht immer einwandfrei. Aber Charles-­Antoine Leclerc de La Bruères Libretto zu Rameaus dritter Tragédie ­lyrique «Dardanus» von 1739 widersprach dem gesunden Menschenverstand auf haarsträubende Weise. Ein Held, der neben dem gefährlichen Monster einfach schläft? Da spielte das Publikum nicht mit.

Rameau und Bruère schrieben also die letzten drei Akte komplett um, und brachten die Oper 1744 ein zweites Mal heraus. Heute muss jeder, der sich «Dardanus» vornimmt, wählen: mit oder ohne Ungetüm?

Raphaël Pichon hat auf Schloss Versailles mit dem Ensemble Pygmalion die zweite Fassung eingespielt. Iphise soll Anténor heiraten, liebt aber Dardanus, der dummerweise mit ihrem Vater im Krieg liegt. Diese knifflige Situation ohne Ehrenrührigkeiten zu lösen kann nur mit Hilfe des Zauberers Isménor und der Göttin Venus gelingen. Dardanus wird gefangen genommen (auf dessen herzzerreißende Kerker­arie-Arie «Lieux funestes» hat auch Marc Minkowski in seiner auf der ersten Fassung basierenden ...

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Opernwelt Februar 2014
Rubrik: CD des Monats, Seite 21
von Wiebke Roloff

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