Auf zu neuen Ufern

Was bleibt von 2021/22?

Es ist nur ein Gedankenspiel. Aber eines, mit dem schon Immanuel Kant liebäugelte, als er die These aufstellte, dass wir die Welt, wie sie an sich ist, im Grunde gar nicht erkennen können, und dass jedes Erkannte, unabhängig davon, was wir erkennen, immer auch irgendwie von Menschen gemacht sei. Kants Theorem animierte weit mehr als 200 Jahre später den Philosophen Markus Gabriel in seinem zwar hochgradig spekulativen, gleichwohl lesenswerten Buch «Warum es die Welt nicht gibt», die Idee weiterzuspinnen.

Also: Stellen wir uns für einen Augenblick mal vor, es gäbe die Welt nicht, zumindest nicht so, wie wir sie wahrnehmen. Ein neuer Realismus stünde vor der Tür, der alles bisher Dagewesene negieren und auf den Fundamenten des Nicht-Seienden und Nicht-Vorhandenen eine neue Welt «installieren» würde. Nur mal angenommen, dies wäre ein denk- und sogar machbarer Vorgang – was würde das für unsere Gesellschaft bedeuten? Würde sie anders konstituiert sein? Besser? Schlechter? Würde diese Gesellschaft imstande sein, die immensen Herausforderungen unter dem Rubrum «Neuer Realismus» zu meistern? Oder würde sie an der gestellten Aufgabe scheitern? Und: Welche Rolle würde die Kunst dabei ...

Uraufführung
Eötvös: Sleepless, Staatsoper Berlin
Wirth: Girl with a Pearl Earring, Opernhaus Zürich 
Wiederentdeckung
Guiraud, Saint-Saëns, Dukas:
Frédégonde, Oper Dortmund
Rathaus: Fremde Erde, Theater Osnabrück 
Aufführung 
Rimski-Korsakow: Die Nacht vor Weihnachten, Oper Frankfurt 
Regie
Kirill Serebrennikov 
Dirigent
Kirill Petrenko 
Sängerin
Vera Lotte Boecker 
Opernhaus
Oper Frankfurt 
Orchester
Bayerisches Staatsorchester 
Chor
Chor der Oper Frankfurt 
Bücher
Hans Neuenfels: Fast nackt. Letzte Texte (Eisele)
Volker Hagedorn: Flammen. Eine europäische Musikerzählung 1900–1918 (Rowohlt)
CD/DVD
Christian Gerhaher: Alle Schumann-Lieder (Sony Classical)

Die einzelnen Voten der Kritikerinnen und Kritiker lesen Sie in diesem PDF

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Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: Bilanz des Jahres, Seite 56
von Jürgen Otten

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