Auf dem Tennisplatz
In Augsburg gibt es einige glänzende Räume: den Goldenen Saal im Rathaus, den kleinen Goldenen Saal des Jesuitenkollegs, in das Leopold Mozart zur Schule ging, den Festsaal im Schaezlerpalais, in dem Marie-Antoinette vor ihrer Hochzeit mit Ludwig XVI. eine Nacht durchtanzte. Sie alle blenden, obwohl aus unterschiedlichen Epochen, das Auge mit ihren Schnitzereien und Stukkaturen, die bis in die kleinsten Windungen ausgeformt sind.
So ist das auch mit dem Belcanto in seinen Glanzzeiten: Wenn er das Ohr wirklich betören will, muss jeder Ton, wie rasch vorübergleitend auch immer, tatsächlich gesungen sein. Am Staatstheater Augsburg zeigt Jihyun Cecilia Lee, wie es geht: Als Corinna in Gioachino Rossinis «Il viaggio a Reims» trägt sie die Linien auf weitem Atem, verblendet die Register, bleibt in langen Noten dynamisch flexibel, bindet die vielen kurzen ein. Etwas könnte noch hinzukommen: die schiere Lust am Glänzen, das Spiel mit der Verführungskraft der eigenen Stimme. Schließlich ist die Partie für Giuditta Pasta komponiert: In der Rolle der «römischen Improvisationskünstlerin» fielen ihr als einziger zwei Arien zu, die erste vollständig aus dem Off erklingend, als reine Huldigung an ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Panorama, Seite 29
von Michael Stallknecht
arte
05.02. – 17.30 Uhr Ode an die Nacht Das Klassikfestival La Folle Journée der bretonischen Stadt Nantes steht 2023 ganz im Zeichen der Nacht in der Musik. Neben Mozarts «kleiner Nachtmusik» und der «Barcarolle» aus Offenbachs «Les contes d’Hoffmann» stehen Werke von Bizet, Chopin, Boccherini, Dvořák und Strauss auf dem Programm des Abschlusskonzerts, das ARTE...
Dass es neben der italienischen auch eine prosperierende deutsche Barockoper gab, und das nicht nur am Hamburger Gänsemarkt, hat sich anscheinend noch immer nicht herumgesprochen. Italienisch klingt halt schöner, und von der süffigen Countermanie lassen wir uns alle nur zu gern verführen … Wie gut, dass das Theater Heidelberg auf seinem kleinen, feinen Festival...
In einem Interview hat Helmut Lachenmann vor Jahren einmal einen bemerkenswerten Satz gesagt: «Ich werde komponiert.» Abseits der Tatsache, dass dies semantisch wie real schwierig ist, da nur der Komponist Lachenmann in der Lage ist, Töne und Klänge, welcher Art auch immer sie sein mögen, zu erfinden, steckt in diesem Satz doch auch ein dickes Körnchen Wahrheit....