Auf Abstand
Der Winter zieht hier nicht als Bedrohung ein. Groß sind die «Flocken», die aus schwarzen, aufgerissenen Säcken quellen, rund, weiß und leicht. Ein Bällebad, in dem man untergehen, wieder auftauchen und sich treiben lassen kann. Es ist ein poetisches Spiel mit Chiffren und Symbolen, das Regisseur Torsten Fischer da treibt, mehr Shakespeare als Schenkelklopfer. Für Letztere musste Henry Purcell, vor allem sein «King Arthur», allzu oft herhalten, man nehme nur die große Sause, die Herbert Fritsch in Zürich veranstaltet hat.
Die offene Form des Werks mit dem Zusammenspiel der Genres lädt wohl zu solch Überreizungen ein. Anders die «Arthur»-Version, die Fischer mit dem Choreografen Karl Alfred Schreiner und Dirigent Marco Comin fürs Gärtnerplatztheater eingerichtet hat. Gespielt wird in einem der Ausweichquartiere, in der Reithalle mit ihrer extremen Bühnentiefe. Nur eine riesige gekippte Spielfläche sehen wir in der schönen, minimalistischen Ausstattung von Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos, hinten leuchtet der fahle Mond. Fischer und Schreiner treten vom Stück zurück, es gibt kaum ein Nachzeichnen der Handlung, dafür Schlaglichter, Befindlichkeiten, ...
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