Alter Wein in neuem Schlauch
Die rasante Erschließung von Antonio Vivaldis musikdramatischem Œuvre ist momentan das erstaunlichste Phänomen auf dem Klassik-CD-Markt. Galt die Gesamtaufnahme selbst eines Vivaldi-Hauptwerks vor drei, vier Jahren noch als finanzielles Wagnis, stürzen sich mittlerweile selbst die großen Produzenten auf alles, was sich mit dem Etikett Vivaldi bekleben lässt – selbst wenn bei genauerem Hinsehen etwas anderes drin ist.
Kaum drei Monate ist es her, dass die Archiv Produktion der Serenade «Andromeda liberata» eine aufwändige Studioeinspielung zukommen ließ – obwohl das Stück nur eine einzige gesicherte Vivaldi-Arie enthält. Jetzt bringt Virgin ein weiteres Pasticcio als Vivaldi-Ersteinspielung heraus: Für den 1735 uraufgeführten «Bajazet» schlachtete Vivaldi nicht nur seine eigenen älteren Werke nach passenden Arien aus, sondern inkorporierte eine erhebliche Anzahl Arien von Hasse, Giacomelli und dem Farinelli-Bruder Riccardo Broschi. Ein Annäherungsversuch des alternden Komponisten an den neuen neapolitanischen Stil mit seiner gesteigerten vokalen Brillanz und seiner flächig-schnittigen Orchesterbehandlung? Oder ganz im Gegenteil eine selbstbewusste Demonstration des ...
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