Alte Schule

Nachrufe auf die Sopranistin Hilde Zadek und den Bariton Ekkehard Wlaschiha

Sie war nicht nur eine international anerkannte Primadonna, sondern auch eine zentrale Figur des Wiener Musiklebens: die Sopranistin Hilde Zadek. Mehr als ein Jahrhundert hat die am 15. Dezember 1917 im damals noch deutschen Bromberg geborene und in Stettin aufgewachsene Künstlerin erlebt, am 21. Februar ist sie in Karlsruhe gestorben.

Als junge Frau musste sie vor den Nazis nach Palästina fliehen, wo sie als Säuglingsschwester arbeitete und zugleich am Konservatorium bei Rose Pauly ihre erste Gesangsausbildung erhielt, die sie nach dem Krieg in Zürich bei Ria Ginster fortsetzte. Auf Einladung des Intendanten der Wiener Staatsoper, Franz Salmhofer, übernahm sie für eine erkrankte Kollegin eine «Aida»-Vorstellung. Sie hatte nur fünf Tage Zeit, die Partie zu lernen und betrat ohne szenische Probe am 3. Februar 1947 zum ersten Mal eine Bühne.

Der Erfolg war durchschlagend und führte nicht nur zu einem Festengagement in Wien, sondern bald darauf auch zu Auftritten bei den Festspielen in Salzburg und Glyndebourne. Von dort führte der Weg ans Londoner Royal Opera House, bereits in den 1950er-Jahren gastierte sie an der Metropolitan Opera, der Mailänder Scala und weltweit fast allen ...

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Opernwelt April 2019
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Ekkehard Pluta

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