Alles eine Frage des Maßes
Unser Georg. Unser Theater. Unsere Hofkapelle. Die Wolken hängen tief über Meiningen, die Luft ist feucht, Nieselregen, Graupelschauer. Auf dem Markt wummert Volksmusik, es riecht nach Glühwein und frisch geschlagenen Tannen. In der Ratsstube ist die Küche bereits «aus», aber hinter den Christbäumen gibt’s noch was, beim Italiener im «La voglia». Die Zahl der Gäste bleibt dort so überschaubar wie im Salon des Ernestiner Hofs, wo ein Klavierspieler für ein paar bei Kaffee und Kuchen plaudernde Senioren «Bridge Over Troubled Water» klimpert.
Gleich um die Ecke steht die Elisabethenburg, bis 1920 Residenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen, heute Museum. Alles dicht, alles dunkel. Nur die «Zauberwelt der Kulisse» hat noch auf an diesem Sonntagnachmittag im Dezember, drüben in der ehemaligen Reithalle. Sechs Besucher kann der freundliche Herr vom Theatermuseum zur letzten Vorführung des vielteiligen historischen Prospekts begrüßen, den die Bühnenmaler Brückner aus Coburg 1876 für eine Inszenierung des Kleist’schen «Käthchen von Heilbronn» lieferten. Die Entwürfe stammten von Georg II., dem theatersüchtigen Regenten. Unser Georg hat das Regietheater erfunden, sagt der Mann vom Museum. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Februar 2012
Rubrik: Magazin, Seite 62
von Albrecht Thiemann
Reri Grist, geboren am 29. Februar 1932 in New York, absolvierte von 1959 bis zu ihrem offiziellen Bühnenabschied 1991 eine beispiellose Karriere an allen großen Opernbühnen der Welt. In der Uraufführung der «West Side Story» sang sie auf Wunsch des Komponisten Leonard Bernstein das berühmte «Somewhere». Ihre großen Mozart- und Strauss-Rollen (Zerbinetta, Susanna,...
Der 62-jährige Manfred Trojahn kann mit einigem Recht als typischer Vertreter der deutschen «Literaturoper» apostrophiert werden, wie sie die um eine Generation älteren Komponisten Hans Werner Henze, Giselher Klebe oder Aribert Reimann praktizier(t)en. Da mit Claus H. Henneberg (der für ihn Pirandellos «Enrico» bearbeitete) und Christian Martin Fuchs (der das...
Gefällig, leicht verdaulich, attraktiv und preiswert. So lautete der Tenor der Kritik zum «Don Giovanni», den Peter Mussbach 2006 in der Mailänder Scala auftischte. Damals war Donna Elvira in jenem draufgängerischen Tempo, mit dem Gustavo Dudamel am Pult die gestutzte Partitur durcheilte, auf einer weißen Vespa in einer öden Bühnenvorstadt vorgefahren. Den...