Adina, Get Your Gun!

Baden-Baden: Liebestrank

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Adina, Get Your Gun!  Das ist die Kürzestform für die Art, wie der Regisseur Rolando Villazón im Baden-Badener Festspielhaus den «Liebestrank» verkleidete. Oder auch: «L’elisir d’amore» goes West. Donizettis Singmärchen fand sich auf Johannes Leiackers Bühne und in Thibault Vancraenenbroecks Kostümierung im Wilden Westen wieder – zwischen Bank und Saloon, wo’s bisweilen rau zugeht, Dutzende Klein(st)darsteller umherschwirren und auch mal eine Leiche anfällt.

Villazón zeigt, wie ein Filmteam den Western aufnimmt, und in den Drehpausen macht sich die private Dreiecksgeschichte breit, begibt sich sozusagen Oper pur. Er selbst, von Adina eingeschleust, stolpert als Komparse im Set herum. Was der Umzug dem Werk bringt? Eigentlich: nichts. Neue Donizetti-Erkenntnisse: gleich null. Die Pointe sitzt dennoch: Am Schluss flimmert der also entstandene Streifen in Schwarzweiß vorüber. Der Haupt«schuldige» an der immer wieder verzappelten und verkasperlten Version ist Nemorino/Villazón selbst.

Er singt allerdings schön, ganz mühelos und nur in «Una furtiva lagrima» einen Tick zu nah am Verismo. Um ihn Miah Perssons gläsern-wendiger Adina-Sopran, Roman Trekel mit profiliertem Bariton als ...

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Opernwelt Juli 2012
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Heinz W. Koch

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