Voll von der Rolle
Ein schöneres Geschenk hätte sich Bernard Foccroulle zum Ende seiner fünfzehnjährigen Intendanz am Théâtre de la Monnaie kaum wünschen können: Strawinskys mozartisch luftiger, parodistisch buntscheckiger Operngimmick «The Rake’s Progress» als fulminantes Zaubertheater. Für diesen im besten Sinne unterhaltsamen Abend war Robert Lepage verantwortlich, der als Opernregisseur in Europa zuletzt mit Berlioz’ «Faust» (Paris) und Lorin Maazels Orwell-Stück «1984» (London) aufgefallen war und demnächst an der New Yorker Met einen neuen «Ring» auf die Bühne bringen soll.
Für Lepages «Rake» musste sich der scheidende Brüsseler Chef freilich Rückendeckung von vier weiteren Häusern (London, Lyon, Madrid, San Francisco) sichern, ohne deren Beistand das technisch wie finanziell aufwändige Projekt kaum zu stemmen gewesen wäre. Denn was immer Lepage und seine Produktionsfirma Ex Machina anpacken, zielt auf eine perfekt austarierte Traumwelt. So etwas kostet.
Dass der Regisseur selbst die Nummernrevue vom Abstieg des Tom Rakewell vorschlug, ist kein Zufall: Eine Partitur, die mit stilistischen Taschenspielertricks gespickt ist, muss einen Künstler interessieren, der die Oper als eine Art ...
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