Auf Pans Spuren

Alexis Kossenko und Anna Reinhold erkunden Nebenwege des französischen Liedrepertoires

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Was das Horn für die deutsche Romantik, war die Flöte für die französische Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre Klänge erinnern an die Hirtenflöte des Rokoko, evozieren aber auch die Töne des antiken Pan wie orientalische Parfüms. Wenn sich die Arabesken des Instruments und das gesungene Wort vermählen, entsteht eine Überlagerung voll herber Poesie – eine berückende Schwebung, wie sie für den Impressionismus charakteristisch ist.

Wer dafür ein Sensorium besitzt, wird von den Lied-Raritäten begeistert sein, die der Flötist Alexis Kossenko und die Mezzosopranistin Anna Reinhold zu einem weit gefächerten Programm zusammengetragen haben. Neben Debussy und Ravel finden sich mit André Caplet, Maurice Delage, Maurice Emmanuel, Philippe Gaubert, Georges Hüe, Jacques Ibert, Charles Koechlin und Albert Roussel Komponisten aus der zweiten und dritten Reihe, aber stets  höchst origineller Musik.

Kossenko und Reinhold kommen aus der Alte-Musik-Szene. Kossenkos virtuoses, farbenreiches Spiel auf einer Louis-Lot-Flöte aus dem Jahr 1880 sowie Reinholds schlanker, stets biegsamer, tragfähiger Gesang ergänzen sich auf ideale Weise, legen die klaren Strukturen immer trennscharf offen. Reinhold ...

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Opernwelt September/Oktober 2020
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Uwe Schweikert

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