Frische Blutzufuhr
Das Kunstlied hat es schwer im heutigen Konzertbusiness: eine kleine, intime, garantiert eventfreie Form, die feine Ohren und Seelenverständnis auf beiden Seiten des Podiums voraussetzt. Die Komplexität des Liedes erschließt sich Hörern wie Künstlern erst mit beharrlicher Anstrengung. Nichts ist einfach, und doch soll alles natürlich wirken. Und: Manche Stimme, manche Musikalität findet erst im Lied zu sich selbst. Umso wichtiger sind Initiativen, die junge Sänger und Pianisten an die Kunst des Liedes heranführen.
Der seit 1985 von Hartmut Höll geleiteten Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in Stuttgart kommt dabei eine Vorrangstellung zu. Legendär sind Elisabeth Schwarzkopfs und Dietrich Fischer-Dieskaus dortige Meisterkurse. Alle drei Jahre veranstaltet die Akademie einen Wettbewerb für Liedkunst. 2007 war er den Komponisten Schumann, Wolf und Hermann Reutter gewidmet. Die Auseinandersetzung mit dem wenig bekannten Œuvre Reutters hat nicht wenige der 38 angetretenen Duos zu Höchstleistungen angespornt. Umgekehrt gewann Reutters «klassische», stilistisch janusköpfige Moderne durch unkonventionelle Interpretationen quasi frische Blutzufuhr.
Die Wettbewerbsteilnehmer kamen aus ...
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