Zeitlos gültig
Eine Aktualisierung der Oper und ihrer Handlung sei ausdrücklich nicht sein erklärtes Ziel, betont Luca Ronconi, Koordinator und Betreuer des für dieses «Intolleranza»-Projekt verantwortlich zeichnenden Studentenkollektivs. Vielmehr gehe es darum, gleichsam
fotografisch «die Erinnerung an die historischen Umstände zu wecken, unter denen das Werk ursprünglich enstanden ist». Und die liegen inzwischen immerhin ganze fünf Jahrzehnte zurück.
Bedauerlicherweise lassen sich aber – allen anders lautenden Erklärungen zum Trotz – aktuelle Parallelen nicht umgehen, haben die Zeitläufte doch selbst auch noch ein Wörtchen mitzureden: «Ogni anno ai primi di novembre/lo stesso sacrificio» («Jedes Jahr Anfang November/dasselbe Opfer»), heißt es im Libretto angesichts der jahreszeitlich bedingten Überschwemmungen, die in Italien, Polen oder auch Brasilien regelmäßig Opfer fordern. Die nukleare Bedrohung (Iran, Nordkorea) besteht weiter, fahrlässig oder zynisch in Kauf genommene Minenunglücke (Chile, China) passieren nach wie vor. «Massenvernichtungswaffen» und Bedrohungen aller Art haben Hochkonjunktur – auch (aber nicht ausschließlich) in Berlusconis Telekratie. Nicht zu vergessen die aktuellen ...
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