Unerschöpflich menschlich

Neues von Händel: Rolf Beck rundet «Judas Maccabaeus», Paul Goodwin lässt «Athalia» atmen, Jean-Claude Malgoire dramatisiert «Orlando», und Alan Curtis verliebt sich in «Berenice»

Opernwelt - Logo

Die Händelitis treibt weiter Blüten, auch im Jahr eins nach dem großen Jubiläumsrausch. Aus dem Norden Deutschlands kommt eine Aufnahme des «Judas Maccabaeus», eines Werks, das diskografisch merkwürdig unterrepräsentiert ist.

Ob’s am relativ handlungsarmen Libretto liegt? Oder an den Schwierigkeiten, eine stimmige Fassung zu erstellen, zumal Händel selbst von Anfang an Änderungen vorgenommen hat? Nennenswerte Vergleichseinspielungen stammen von Ferenc Fricsay 1954, Charles Mackerras (1976) und Robert King (1992); hinzu gesellt sich eine Produktion unter Rafael Kubelik, die kaum der Rede wert wäre, wenn da nicht Fritz Wunderlich die Titelpartie gesungen hätte. Doch es bleibt kurios, dass sogar Alte-Musik-Spezialisten wie Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Alan Curtis, Marc Minkowski oder William Christie diesesWerk bislang ausgespart haben.

Rolf Beck hat den «Judas Maccabaeus» nun mit dem Elbipolis Barockorchester Hamburg aufgenommen – eine in sich harmonische, runde, aber zugleich auch auf Ecken und Kanten weitgehend verzichtende Darstellung. Die Holzbläser etwa bieten in den Arien teils wunderbares Geleit, die Streicher spielen mit seidigem Ton. Auch der Schleswig-Holstein ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2010
Rubrik: Medien / CD, Seite 32
von Christoph Vratz

Vergriffen
Weitere Beiträge
Die leise Stärke

Ein Werk wächst. Wechselt Farbe, Form, Figur. Bleibt aber beständig, nur eben anders gefasst. In seinem wunderbar präzisen «Versuch über Musik und Sprache» hat der Philosoph Albrecht Wellmer den Gedanken einer während ihres Fortbestehens in der Welt sich stetig entwickelnden Partitur umschrieben. Diese, heißt es da, sei nicht schon das Werk, das in ihr gemeint ist....

Unerschöpflicher Fritz Wunderlich

Auch im Zeitalter der Drei Tenöre und ihrer Nachfolger blieb der 1966 an den Folgen eines Unfalls verstorbene Fritz Wunderlich ein Spitzenreiter auf dem Schallplattenmarkt und damit ein unbequemer Prüfstein für alle Nachfolger in seinem Stimmfach. Zum 80. Geburtstag des Sängers am 26. September schien nun ein regelrechtes Wunderlich-Fieber auszubrechen. Alle...

Wohin das Denken so treibt

Ehre sei den Provisorien. Ohne die wäre vieles im Laufe der Musikgeschichte gar nicht zustande gekommen. Strawinskys «Histoire du Soldat» beispielsweise. Eine ganze Opernästhetik basierte wortwörtlich auf einer winzigen Behelfsbühne: dem «Nudelbrett» der Darmstädter Orangerie in der überaus kreativen Ära Harro Dicks vor dem Umzug ins neue Staatstheater. Begrenzung...