Ruck nach rechts
«Es ist doch lange hergebracht, dass in der großen Welt man kleine Welten macht», sagt Mephistopheles in der Walpurgisnacht-Szene von Goethes «Faust».
Ob Balázs Kovalik, Regisseur von Arrigo Boitos Goethe-Konzentrat «Mefistofele» (mit der Premiere im September an der Budapester Staatsoper), diesen Satz vor Augen hatte, als er den Titelhelden sich beim Hexensabbat ein Banner der Europäischen Union um den Leib wickeln ließ? Auf jeden Fall schien dies ein kleiner, feiner Seitenhieb auf die derzeitigen Auseinandersetzungen der Ungarn mit Europa – nicht zuletzt wegen des umstrittenen neuen Mediengesetzes, das jüngst von der OSZE als Rückfall in die Zeit totalitärer Regime scharf kritisiert wurde. Wird darin doch deutlich, dass Regierungschef Viktor Orbán und sein Bund Junger Demokraten (Fidesz) die öffentlich-rechtlichen Medien ihrer Kontrolle unterwerfen und auch die privaten an die Kandare nehmen wollen. So wurde schon vor dem Sommer die bislang paritätisch besetzte Medienaufsicht umfunktioniert: Nun hat die Regierung das alleinige Sagen, etwa bei der Besetzung von Intendantenposten. Vor Kurzem änderte das Parlament, in dem Fidesz die Zwei-Drittel-Mehrheit hat, auch die Definition der Medien in der Verfassung. Verankert ist nun, dass diese die «nationale Identität» zu stärken haben. Bedenklich und beunruhigend, diese kleine Welt in der unbehausten großen. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Seit mehr als drei Jahren reißen die Spekulationen über die Zukunft von Rolando Villazón nicht ab. Wenn er ein Konzert nicht abbricht wie am 7. August in Kopenhagen oder ganz absagt wie in Verbier, wird er von fanatischen Verehrern mit entrollter mexikanischer Flagge begrüßt. «Trauerfahnen wären», wie Ulrich Weinzierl nach dem Salzburger Konzert 2010 anmerkte,...
Fangen wir mit der Musik an, sie ist die eigentliche Sensation des Abends. Ein tönend bewegtes Feuerwerk. Kaum zu glauben, dass hier dasselbe Orchester spielt, das man in den vergangenen zwei Spielzeiten häufig übersteuert und unpräzise erlebt hat. Die Gegenwart gehört der Jugend. Nicht einmal 30 Jahre alt ist Patrick Lange, der neue Generalmusikdirektor der...
Seit Jahrhunderten ist der Gotthard zentrale Verbindung durch die Alpen in Richtung Süden. Heute gehört der dortige Tunnel zu den Selbstverständlichkeiten von Millionen Urlaubern. Schlagzeilen darüber gibt es nur selten, es sei denn ein Unfall löst, wie 2001 Brände aus. Damals starben elf Menschen. In früheren Zeiten, als an einen Tunnel noch nicht zu denken...