Vorwärts ins Mittelalter
Der «Historia Langobardorum» des Paulus Diaconus zufolge verhielten sich die beiden im Italien des Siebten Jahrhunderts im Krieg befindlichen Herrscher – der rechtmäßige König Perctarit und der Usurpator Grimoald – in einem Punkt durchaus fair: Sie stritten nicht um Königin Rodelinda. Stattdessen wurde die Regentin mitsamt ihrem Sohn Cunipert nach Benevento ins Exil geschickt, bis Perctarit den Thron zurückerobert hatte und Rodelinda schließlich in die Langobarden-Hauptstadt Pavia zurückholen ließ.
Bei barocken Dramatikern wie Corneille oder Salvi tauchten diese Pragmatiker aus barbarischer Vorzeit als Protagonisten in Melodramen wieder auf, in denen es eher um die Macht als um Liebesromantik geht. Salvis 1710 für Pertis «Rodelinda, regina de’ Longobardi» angefertigtes Libretto, von Nicola Heym für die Londoner Bühne drastisch gekürzt, wurde 1725 von Händel vertont – ein durchschlagender Erfolg nicht zuletzt dank einer Besetzung, die mit Francesca Cuzzoni in der Titelrolle, mit Senesino als Bertarido sowie mit einigen der besten damals verfügbaren Sänger in den Nebenrollen – dem Tenor Borosini, dem Bass Boschi und dem Alt-Kastraten Pacini – aufwartete.
Die aktuelle Inszenierung in ...
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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Festivals II Panorama, Seite 64
von Carlo Vitali
Vivaldis «Juditha triumphans» und Verdis «Attila» als Teile eines zusammenhängenden Opernabends zu präsentieren, der (mit kurzen Unterbrechungen) von 18 Uhr bis Mitternacht währt, mag zunächst nach einem Wagnis klingen. Doch auf den zweiten Blick finden sich in den Sujets der Stücke so viele Parallelen, dass die Paarung durchaus Sinn macht. So geht es hier wie dort...
Ein Blick auf die Besetzungszettel dieser beiden historischen Fernsehopern ruft bei mir erst einmal nostalgische Gefühle wach. Ihre Erstausstrahlung habe ich als Schüler auf dem Bildschirm verfolgt, die meisten der beteiligten Sänger noch auf der Bühne erlebt. Beim Wiedersehen fast ein halbes Jahrhundert später ist mein Eindruck sogar noch stärker, was sicher auch...
Alfred Kerr umschrieb Hofmannsthals Schauspiel «Elektra» als «Blutraserei mit Stil». Mit der Musik von Richard Strauss wandelte sich das Ganze zum eruptiven, expressionistischen Racheschrei. Ganz glücklich schien der Komponist mit dem zuweilen orgiastisch auftrumpfenden Riesenorchester nicht gewesen zu sein. «Meine Überzeugung ist, dass in Zukunft das allein...