Wunschwahn und Bodenhaftung
Nur ein paar Minuten vom Inntaldreieck Richtung Süden, dann runter von der Autobahn, über den majestätischen, sein Bett stets randvoll ausfüllenden Inn, und bald wartet links die Kuh (auf einem humorvollen Schild) und rechts ein Akustikwunder (im Passionsspielhaus). Wer nach Erl will, zu den Tiroler Festspielen, der findet schnell zum Ziel: Weithin grüßt der kühn geschwungene Bau, ein Monument dörflicher Religiosität und seit 1998 ein Hort musikalischer Erfolge des selbst erklärten «Wahnsinnigen» Gustav Kuhn.
Idylle trifft Kunst.
Oper mit Berg, Tal und See als Lockmitteln oder Sättigungsbeilagen: Nicht nur das Tiroler, auch zwei oberbayerische Festivals sind auf dieses Erfolgsmodell gekommen. Die 30, respektive 40 Kilometer entfernte Konkurrenz bietet sogar die kompliziertere, aufregendere Anfahrt. Mit Shuttlebussen gondelt man auf enger Straße durch den Wald hinauf zum wunderbar gelegenen Gut Immling, wo es einen Pferdehof, ein Gnadenheim für Tiere, vor allem aber ein Festival in der nobel umgebauten Reithalle gibt. Und der Kunstgenuss auf Herrenchiemsee, dem Versailles-Imitat des ewig verehrten Ludwig II., verlangt naturgemäß eine Tour über das «bayerische Meer», Kampenwand-Blick ...
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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Festivals II / Panorama, Seite 62
von Markus Thiel
Für John Eliot Gardiner war Anthony Rolfe Johnson über viele Jahre die erste Wahl, wenn er für seine Bach-, Händel- oder Mozart-Einspielungen die Tenorpartie besetzte. Unvergessen sind das silbrig-weiche Timbre, die feine Artikulation und die sängerische Intelligenz dieses aus der Guildhall School of Music in London hervorgegangenen Lyrikers, der erst spät zu...
Am 29. Juni 2010 schien die Sonne über Italien, und sie schien im Norden wie im Süden, im Westen und im Osten. Doch so sehr Helios auch strahlte – das Unwetter, welches ein Mann namens Sandro Bondi ins Werk setzte, war ungleich stärker. Denn an diesem für sämtliche Künste rabenschwarzen Tag passierte jenes Gesetz, das der italienische Kulturminister – mit hoher...
«Wir sind zwar mit der Eröffnung ungünstigerweise in einen Zeitpunkt des Stillstands des wirtschaftlichen Aufschwungs geraten, und es ist daher nicht auffallend, dass man oft zweifelnde Fragen aufwerfen hört, ob das Stadttheater nicht kleiner und billiger hätte ausgeführt werden sollen. Doch die Mitglieder des Stadtrats und der Stadtverordneten, welche damals...
