Wunschwahn und Bodenhaftung
Nur ein paar Minuten vom Inntaldreieck Richtung Süden, dann runter von der Autobahn, über den majestätischen, sein Bett stets randvoll ausfüllenden Inn, und bald wartet links die Kuh (auf einem humorvollen Schild) und rechts ein Akustikwunder (im Passionsspielhaus). Wer nach Erl will, zu den Tiroler Festspielen, der findet schnell zum Ziel: Weithin grüßt der kühn geschwungene Bau, ein Monument dörflicher Religiosität und seit 1998 ein Hort musikalischer Erfolge des selbst erklärten «Wahnsinnigen» Gustav Kuhn.
Idylle trifft Kunst.
Oper mit Berg, Tal und See als Lockmitteln oder Sättigungsbeilagen: Nicht nur das Tiroler, auch zwei oberbayerische Festivals sind auf dieses Erfolgsmodell gekommen. Die 30, respektive 40 Kilometer entfernte Konkurrenz bietet sogar die kompliziertere, aufregendere Anfahrt. Mit Shuttlebussen gondelt man auf enger Straße durch den Wald hinauf zum wunderbar gelegenen Gut Immling, wo es einen Pferdehof, ein Gnadenheim für Tiere, vor allem aber ein Festival in der nobel umgebauten Reithalle gibt. Und der Kunstgenuss auf Herrenchiemsee, dem Versailles-Imitat des ewig verehrten Ludwig II., verlangt naturgemäß eine Tour über das «bayerische Meer», Kampenwand-Blick ...
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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Festivals II / Panorama, Seite 62
von Markus Thiel
Wieder mal nach Bad Wildbad. Wieder mal das erste Viertel Weißherbst auf der Terrasse des «Bären», der seit einer Weile auch «Hotel Rossini» heißt. Wie auch nicht? Der Maestro suchte sich, 1856 hier logierend, im Tal der Enz schließlich von seinen Gebrechen zu kurieren. Wieder also bei «Rossini in Wildbad», dem kleinen, aber feinen Festival im Nordschwarzwald, dem...
Herr Cura, Sie haben den Samson in etlichen Inszenierungen gesungen. Nun führen Sie selbst Regie – weil Sie es besser können?
So etwas denkt man als Teenager, aber nicht, wenn man auf die Fünfzig zugeht. Aber natürlich kenne ich in dem Stück jedes Wort und jede Note – nicht nur meine eigene Rolle, sondern wirklich alles. Und ich weiß vor allem um die besonderen...
Der Anfang des 20. Jahrhunderts war eine Zeit der Manifestationen und Doktrinen politischer wie künstlerischer Provenienz. Das betrifft selbst Leute, bei denen man es kaum erwarten würde. Hugo von Hofmannsthal verfasste, um den von ihm mitbegründeten Salzburger Festspielen einen programmatischen Rahmen zu geben, anno 1919 ein Manifest. Liest man das heute, reibt...