Böses Blut

Zemlinsky: Eine florentinische Tragödie / Puccini: Gianni Schicchi (Wuppertal)

Giacomo Puccinis Operneinakter «Gianni Schicchi» sieht man gewöhnlich als letzten Teil des Dreierpacks «Il trittico». Die böse Komödie um Geiz, Habsucht und Erb­schleicherei in einer florentinischen Großfamilie bildet in der Trias sozusagen das Satyrspiel, inhaltlich und formal verbindet sie allerdings wenig mit den Schwesterwerken. Wohl aber mit einem Werk des Kollegen Alexander Zemlinsky: «Eine florentinische Tragödie» spielt gleichfalls im Florenz der Renaissance und ist zudem nahezu zeitgleich (1915/16) entstanden. So lag es nahe, die Einakter einmal gegenüberzustellen.


Regisseur Johannes Weigand betont die Gemeinsamkeiten schon optisch: Moritz Nitsche hat ihm dazu einen Einheitsbühnenraum gebaut, der in abstrakter Reduktion das karge Innere eines florentinischen Renaissance-Palazzos zeigt, ausgeschlagen in schwarz (für Zemlinsky) und weiß (Puccini). Ein Dreieck ragt von der Bühne in den Zuschauerraum und lässt von Zemlinskys «Tragödie» vor dem Vorhang die Leiche des Prinzen Guido Bardi zurück. Am Beginn von «Gianni Schicchi» liegt dort wiederum eine Leiche, nämlich die des soeben verstorbenen bigotten Erbonkels Buoso.

Was beide Werke über Spielort und Zeit hinaus verbindet, ist ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2010
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Regine Müller

Vergriffen
Weitere Beiträge
Der Hof tanzt mit

Das Versprochene trat zwar nicht ein – dafür gab es eine Strauss-Erfüllung ganz anderer Art. Weniger apokryph: Das «Salome»-Parlando, dessen betonte Pflege Christoph von Dohnányi in Aussicht gestellt hatte, verflüchtigte sich in Zürich bald – dazu geriet der orchestrale Part zu massiv, gingen die Forte-Wogen zu häufig hoch. Doch unter diesem Vorzeichen gelang seine...

Sanfter Riese

Noch bevor der erste Ton der neuen «Meistersinger» an der Welsh National Opera (WNO) zu hören war, platziert Richard Jones die Botschaft seiner Inszenierung: Auf dem Vorhang sieht man eine gewaltige, im Sergeant-Pepper-Stil gestaltete Collage mit Porträts deutscher Künstler aus vier Jahrhunderten. Das Spektrum reicht von Bach und Beethoven bis Bausch, Berghaus und...

«Manon», italienisch

Gekommen war man, um Anna Netrebko in ­einer ihrer Paraderollen zu hören – doch das Ereignis der neuen «Manon» des Ro­yal Opera House in London war am Ende nicht die Diva, sondern ihr Chevalier. «Die Geburt eines neuen Stars», «Das sensationellste Debüt seit Langem» bejubelte die englische Presse den jungen Italiener Vittorio Grigolo, der damit wohl den...