Im Dunkel der Seelen
Auch mehr als hundert Jahre nach ihrer Entstehung gehört Claude Debussys einzige Oper noch immer zu den großen Herausforderungen des Musiktheaters. Wie in Wagners «Tristan» (der in Maeterlincks Drama – Debussys Textvorlage – ständig als Bezugspunkt im Hintergrund spukt) ist auch in dieser Dreiecksgeschichte aus Liebe, Eifersucht und Tod alle Handlung nach innen verlagert. Das Dunkel, das uns zu Beginn, in der Begegnung Golauds mit der rätselhaften Kindfrau Mélisande, empfängt, lichtet sich auch am Ende, nach dem Mord des eifersüchtigen Golaud an seinem Halbbruder Pelléas, nicht.
«Ich weiß nicht, was ich sage ... Ich weiß nicht, was ich weiß ... Ich sage nicht mehr das, was ich will ...», singt die sterbende Mélisande.
Aber nicht nur die Worte versagen sich den Figuren. Auch die Musik Debussys, die über weite Strecken im Chiaroscuro verbleibt und sich kaum einmal über ein Forte erhebt, grenzt ans Schweigen und an die Stille. Hier zählt jeder Ton – scheinbar wie zufällig einsetzend und doch bewusst in den Fluss des Ganzen eingebunden, aus dem er nicht ausbrechen darf. Es ist erstaunlich, mit welcher Genauigkeit Hermann Bäumer die schwermütig singende Melancholie von Debussys ...
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