Wahrhaftigkeit ist alles
Es war keine schlechte Überraschung: 2004 outete sich Edita Gruberova in Donizettis «Roberto Devereux» als Darstellerin. Das Ereignis fand an der Bayerischen Staatsoper statt. Fünf Jahre später folgte dort mit ihrem Lieblingsregisseur Christof Loy «Lucrezia Borgia», und die Schraube ist quasi noch weiter gedreht: Fast nichts mehr «stört» nun die von allem Zierrat entkleidete Tragödie einer vereinsamten Frau.
Eine karge, grau-schwarze Ästhetik, in der die ständigen Kostümwechsel der Titelheldin von einer verzweifelten Identitätssuche künden – und nicht teurer Selbstzweck sind wie jene Roben, die Christian Lacroix in Massenets «Thaïs» für Renée Fleming schuf.
Gerade diese beiden auf DVD dokumentierten Produktionen – hier Gruberovas auch musikalisch oft rückhaltlose Selbstentblößung, dort Fleming als güldene Sopranheilige – markieren Wohl und Wehe der Diven-Szene. Kein schwitzendes Wüsten-Drama also an der Met um den Superstar: Regisseur John Cox lässt «Thaïs», eine parfümierte Variation der Salome/Jochanaan-Tragödie, im französisch durchwehten Ambiente spielen. Bis zum Zottelmantel des Mönchs Athanaël ist alles sorgsam abgesteppt: Armut, wie man sie der New Yorker Gala-Gemeinde ...
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