Wohin mit dem Kaiser?
Erst steht er in Socken da, der Ex-Soldat. Später, wenn die Fronleichnamsprozession durch Brügge zieht und plötzlich zu einer Art Totentanz mutiert, gibt er den Zeremonienmeister im Frack. Doch am Ende geht er, geläutert und aufgeräumt, ganz normal von der Bühne. Das Schicksal von Paul könnte der Romantik entstammen: der Träumer, der seine tote Frau herbeiwünscht und in der Tänzerin Marietta ihr Ebenbild zu erkennen glaubt, sich in sie verliebt und dabei in eine Welt der Träume und Fantasien verliert.
Tilo Reinhardt hat Korngolds «Tote Stadt» für das Musiktheater im Revier auf die Bühne gebracht: eine stimmige, nie spektakuläre und trotzdem zeitweise packende Inszenierung. Zwar hätte man sich die Personenregie an einigen Stellen pointierter vorstellen können, unter dem Strich jedoch gelingt Pauls seelische Odyssee stimmig. An diesem positiven Befund hat das von Wilfried Buchholz entworfene Bühnenbild entscheidenden Anteil: Die beiden Sphären von Pauls Privatsphäre und der fantastisch-irrealen Stadt stehen bewusst nebeneinander, werden aber gelegentlich subtil miteinander verwoben. Brügge erscheint hier wie das Venedig Thomas Manns: als kränkelnde Welt, in der sich Realitäts- und ...
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