Latin Lover

Bremen: Mozart: Don Giovanni

Opernwelt - Logo

Sie ist noch immer weit verbreitet, die Vorstellung von Don Giovanni als dem genialischen, im Gefühl seiner Omnipotenz gegen göttliches Gesetz aufbegehrenden Verführer: ein Rollenbild, das nicht zuletzt von Ausnahmesängern wie Cesare Siepi und George London geprägt wurde. Die junge Regisseurin Andrea Moses sieht das ganz anders. In ihrer Bremer Neuinszenierung von Mozarts Oper wird der Titelheld gründlich entdämonisiert. Ein ganz gewöhnlicher Ganove. Ein Macho, der seine Wirkung auf Frauen ganz gern auch mal überschätzt.

Ein Held aus dem Gangster- und Hehler-Milieu, wie man es aus dem Krimi kennt. Befreit von allzu großem metaphysischen Tiefsinn, aber nie der Lächerlichkeit preisgegeben, durchaus mit Problemen kämpfend. Problemen des Misslingens, des Ungenügens, der Alltäglichkeit – einer bunten TV-Alltäglichkeit.

Ein Hotel auf der Drehbühne, mit wenigen Handgriffen in die unterschiedlichsten Spielorte verwandelbar (Ausstattung: Christian Wiehle), steht als Metapher für eine Welt der flüchtigen Beziehungen und eine Leichtigkeit des Seins, die sich in Mozarts «Oper aller Opern» durchaus auch wiederfinden lässt. Hier treffen sich die unterschiedlichsten Charaktere, die von der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2010
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Gerhart Asche

Vergriffen
Weitere Beiträge
Kraftprobe

Wandernde Produktionen sind das tägliche Geschäft einer Landesbühne. Doch Wagners «Ring» im Gepäck? Geht das? Das Landestheater Detmold geht damit ein singuläres Projekt an, das an den europaweit mit Sonderzügen auf die Reise geschickten «Ring» Angelo Neumanns in den 1880er Jahren denken lässt, ohne dass damit ein Vorbild oder gar ein Vergleichsobjekt benannt wäre....

Wahrhaftigkeit ist alles

Es war keine schlechte Überraschung: 2004 outete sich Edita Gruberova in Donizettis «Roberto Devereux» als Darstellerin. Das Ereignis fand an der Bayerischen Staatsoper statt. Fünf Jahre später folgte dort mit ihrem Lieblingsregisseur Christof Loy «Lucrezia Borgia», und die Schraube ist quasi noch weiter gedreht: Fast nichts mehr «stört» nun die von allem Zierrat...

Paradise Lost

Es beginnt ruhig. Bassflöte, Bassklarinette und Fagott spinnen eine leise, dunkel getönte Melodie: e – e – d – e – a. Wie ein Engramm eröffnet sie Aribert Reimanns neue Oper. Was da klingt, ist der Name der Titelheldin: Medea (wobei das M als mi=e gilt). Ein fallender Ganzton und eine aufsteigende Quart prägen die Bewegung. Später kommt eine fallende Terz dazu....