Raumfüllend, von Tür zu Tür
Wenn Levine die Keule auspackt, steht das Orchester stramm. Wenn gegen Ende des Prologs und vor Eintritt in die erste Tür Béla Bartók kurze, knackige Crescendi fordert, wenn hier das bange Ende von «Blaubarts Burg» im Zeitraffer vorweggenommen wird, hält die Neuaufnahme mit den Münchner Philharmonikern treffliche Momente bereit.
Auch wenn bei der «siebten Tür» das Orchester zum Tutti anwächst, um kurz danach wieder an die Grenze zur Stille zurückzuführen, hat sie Klasse.
Dazu röchelt – sehr authentisch – ein um Fassung ringender John Tomlinson als Blaubart, der zuvor mit markiger Stimme den Führer durch sein Schloss gemimt hatte. Ein Blaubart, der nie eine wirkliche Liebe zu Judith zu spüren scheint, bei dem stets die Autorität durchscheint: Tomlinson gelingt ein stimmiges Rollenporträt mit klarer Deklamation und kurzen, tiefen Staccatotönen, die die Wucht von Nadelstichen haben. Die Konzeption der Figuren verlangt von Judith mehr Leidenschaft. Die bulgarische Mezzosopranistin Kremena Dilcheva – anno 2004 im Bayreuther «Parsifal» zu erleben – lebt das zur Genüge aus. Als sie die fünfte Tür erreicht, stößt sie einen gellenden Laut aus, raumfüllend, von einem fulminanten Orchester ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Zu ihrem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr blieb es ziemlich still. Auch ihre exklusive Schallplattenfirma, bei der sie zwei Dutzend komplette Opern und zahlreiche Lied-Recitals eingespielt hat, sah keinen Anlass für eine Jubiläums-Edition. Dankenswerterweise hat das Label Testament in den letzten Jahren einige ihrer wichtigsten Aufnahmen auf CD neu...
Vor einigen Monaten präsentierte das Festival Internacional de Granada eine Produktion von Tomás Bretóns Zarzuela «La verbena de la Paloma» (siehe OW 9-10/2004). Jetzt wurde mit dessen opulentester Oper «La Dolores» die neue Musiktheatersaison des Teatro Real eröffnet. Bei der Uraufführung des Werks am 16. März 1895 im Teatro de la Zarzuela hatte das...
Alle Achtung! Alfred Kirchner geriert sich in seiner Freiburger «Aida» nicht selbstgefällig als «elder statesman» der Regie – er rollt vielmehr die Ärmel auf. Er beweist, sagen wir: soziokulturelle Kompetenz. Er sieht Verdis Oper, weit weg von Verona und jedwedem Kostümschutt, als verdächtig gegenwartsnahen Kampf der Kulturen. Er bindet einen gänzlich...