Manege frei

Juan Diego Flórez und Edita Gruberova mit «Il barbiere di Siviglia»

Die Produzenten des Gruberova-Labels Nightingale hatten den richtigen ökonomischen Riecher, indem sie diesen «Barbier» erst mal sieben Jahre im Archiv bunkerten: In der Zwischenzeit hat sich der Marktwert des Konzertmitschnitts schätzungsweise verdoppelt. Denn wäre die Aufnahme bereits Ende der neunziger Jahre veröffentlicht worden, wäre sie als reiner Primadonnen-Fa­artikel über den Ladentisch gegangen – inzwischen aber stellt der Almaviva von Juan Diego Flórez ein ebenso gewichtiges Verkaufsargument dar.

Tatsächlich ist der Auftritt des damals erst 24-Jährigen in der Münch­ner Philharmonie schon fast ein his­torisches Dokument: In der Zwischen­zeit hat Flórez’ Tenor, wie gerade seine Konzerttournee gezeigt hat, erheblich an metallischer Kontur und Standfestigkeit in der Mittellage gewonnen – in der im November 1997 entstandenen Aufnahme ist dagegen noch mehr von dem Druck hörbar, den Fló­rez damals für die tiefer gelegenen Passagen der Partie aufwenden musste, zugleich ist die Tongebung aber auch noch weicher, jugendlicher, wenn man so will. Zusammen mit einer jungen Sängerin als Rosina hätte das durchaus ein stimmiges Konzept ergeben können. Doch Edita Gruberova nimmt man zwar ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2005
Rubrik: Platten, Seite 58
von Jörg Königsdorf

Vergriffen
Weitere Beiträge
Erinnerungen einer Narzisse

Schon die fünfjährige Sylvia hat sich gern im Spiegel betrachtet, wie man einem ganzseitigen Schwarzweißfoto in ihrem Erinnerungsbuch entnehmen kann. Auch die 70-jährige Primadonna i. R. genießt die Freuden der Selbstbespiegelung sichtlich, doch diesmal in Form eines Buches, das sie selbst geschrieben hat, da sich der vorgesehene Ghostwriter als unfähig erwies,...

Ein Jung-Siegfried nach Maß

Auch wenn es gegenüber dem Produktionsteam und ­allen anderen Mitwirkenden ungerecht ist, der neue «Siegfried» an der ENO (English National Opera) ist vor allem wegen des Protagonisten bemerkenswert: Ri­chard Berkeley-Steele bewältigt die Monsterpartie nicht nur stimmlich eindrucksvoll, sondern er bietet dem Publikum das äußerst seltene Ereignis, in Körpersprache,...

Die verlorene Ehre der Katerina

Virtuos ist diese Musik nicht, weil sie dem Orchester Virtuoses abverlangt. Das tut sie sowieso. Virtuos ist, wie sie zwischen der unerträg­lichen Leichtigkeit des Seins und der nicht weniger unerträglichen Ernsthaftigkeit des Scheins pendelt. Es ist ja, auch wenn man es oft lesen kann, nicht so, dass Schostakowitsch seine Titelheldin nur oder vor allem auf die...