Der Vulkan aus dem Bidet
Wer aus geordneten deutschen Opernverhältnissen kommt, dürfte verblüfft, vielleicht sogar entsetzt sein über das, was die schlimmsten Vorurteile gegenüber südlichem Schlendrian bestätigt – und dann noch erstaunter, was in diesem chaotischen Umfeld trotzdem möglich ist. Es muss zum besseren Verständnis kurz beschrieben werden. Nehmen wir das Teatro Bellini in Palermo (nicht zu verwechseln mit dem Teatro Massimo Bellini, dem Opernhaus von Catania).
Das Kammertheater mit vier Rängen ist keine Schönheit, links oben in einer Feuerwand bereitet nur den ortsunkundigen Zuschauern ein erleuchtetes Fenster ein gewisses Befremden. Es gehört zu einer Küche, deren Köchin sich bisweilen interessiert herauslehnt und deren Düfte (und Geräusche) sich mitunter im Bühnenraum bemerkbar machen und der Szene einen surrealistischen Hauch verleihen – wenn in der jüngsten Uraufführung die aus virtuellen und dreidimensionalen Komponenten zusammengesetzte Szene nicht ohnehin schon reichlich surreal gewesen wäre.
So ungewöhnlich das Theaterchen Bellini in der Altstadt Palermos ist, so tragisch ist die Situation des Teatro Massimo, des Opernhauses, das diese Uraufführung ausrichtet. Nach der legendären, von ...
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Dreieinhalb Opern des Komponisten und Dirigenten Peter Eötvös liegen inzwischen vor: «Tri sestri» («Drei Schwestern») nach Tschechows Schauspiel, «Le Balcon» nach dem Theaterstück von Jean Genet, das subtile, schmaler dimensionierte Klangtheater «As I Crossed a Bridge of Dreams» sowie die jetzt in Paris am Châtelet-Theater uraufgeführten «Angels in America»,...
Virtuos ist diese Musik nicht, weil sie dem Orchester Virtuoses abverlangt. Das tut sie sowieso. Virtuos ist, wie sie zwischen der unerträglichen Leichtigkeit des Seins und der nicht weniger unerträglichen Ernsthaftigkeit des Scheins pendelt. Es ist ja, auch wenn man es oft lesen kann, nicht so, dass Schostakowitsch seine Titelheldin nur oder vor allem auf die...
in Mann wie Schönbergs Moses hat es heute doppelt schwer. Nicht nur, weil es ihm, der Gottes Stimme vernommen zu haben glaubt, immer dann die Sprache verschlägt, wenn er die Botschaften des Allmächtigen unters Volk bringen will. Und auch nicht allein, weil diese Sprachnot aus der Überzeugung resultiert, dass absolute, himmlische Wahrheiten ihre Unschuld verlieren,...