Heitere Alptraumwelten
Dass dieser Herr Brouˇcek eigentlich ein unangenehmer Zeitgenosse aus der Abteilung Vermieter, Spießbürger oder Opportunist sein soll, merkt man in Matthias Oldags Inszenierung nicht so sehr. Man hört es aber auch in Janaˇceks Musik nicht wirklich heraus. Herr Brouˇcek trinkt vor allem gern mal einen über den Durst, und dann sieht er nicht nur eine, sondern zwei Laternen vor dem Wirtshaus. Und riskiert eine große Klappe. Aber er ist ein Prager und hat die geheimnisvolle Poesie dieser Stadt des Golems, der engen Gassen und der Laterna Magica im Blut.
Brouˇceks Ausflüge sind eine Vollrauschexpedition auf den Mond, dann in die Unterwelt Prags und von da aus direkt ins 15. Jahrhundert, mitten in die Hussitenrebellion. Der Spießbürger, der eigentlich nur sein Würstchen essen will, trifft dort seine Bekannten aus dem Wirtshaus wieder, allerdings in anderer Gestalt. So recht verstehen kann er aber weder die abgehobene lunare Künstlertruppe, die ihn sofort als «Publikum» traktiert, noch die Altprager, die ihn in ein altertümliches Kostüm und in den Kampf drängen wollen. Am Ende stecken sie ihn in eine Tonne – er denkt nicht daran, sich zu schlagen, sondern gibt bloß an.
Diese durchheitert ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die erfreuliche CD-Renaissance des kanadischen Sängerehepaares Léopold Simoneau (*1916) und Pierrette Alarie (*1921) fördert weiterhin Neuigkeiten zutage. MDV Classics ist bei seinem zweiten diesem Paar gewidmeten Recital abermals beim Südwestfunk Baden-Baden fündig geworden, aber auch bei der Amsterdam Philharmonic Society. Viele Titel, etwa die Arien des Don...
in Mann wie Schönbergs Moses hat es heute doppelt schwer. Nicht nur, weil es ihm, der Gottes Stimme vernommen zu haben glaubt, immer dann die Sprache verschlägt, wenn er die Botschaften des Allmächtigen unters Volk bringen will. Und auch nicht allein, weil diese Sprachnot aus der Überzeugung resultiert, dass absolute, himmlische Wahrheiten ihre Unschuld verlieren,...
Alle Achtung! Alfred Kirchner geriert sich in seiner Freiburger «Aida» nicht selbstgefällig als «elder statesman» der Regie – er rollt vielmehr die Ärmel auf. Er beweist, sagen wir: soziokulturelle Kompetenz. Er sieht Verdis Oper, weit weg von Verona und jedwedem Kostümschutt, als verdächtig gegenwartsnahen Kampf der Kulturen. Er bindet einen gänzlich...