Konturenarm
Der Blick fällt in eine weite Halle, deren Tiefe sich ins Endlose zu erstrecken scheint. Feldbetten, eine Waschgelegenheit, Tische, Bänke und vor allem: zahllose gleichförmige Lampen, deren geometrisch ausgerichtete Reihen die großen Raumdimensionen noch unterstreichen. Allein diese Verhältnisse deuten schon auf die Monotonie des Alltags. Pierre Strosser verzichtet darauf, diesen Einheitsraum umzuordnen.
Es ist gerade die Perspektivlosigkeit, das ständige Einerlei der Umgebung, in der sich die Gefangenen meist langsam und ziellos bewegen, die Szene und Personenführung zum Ausdruck bringen will. In Janáˇceks dramatischem Konzept spielt das Nebeneinander von Masse und Individuum, von Choreinwürfen und großen Soli eine zentrale Rolle. Bloß das individuelle Schicksal, die Geschichte des Einzelnen relativiert die Masse. Jeder Täter lebt eben mit seinem eigenen Verhängnis, jede Tat, die mit Lagerhaft bestraft wurde, hatte ihre Hintergründe, ihr soziales Umfeld. Aber gerade hier scheitert Strossers Umsetzung, weil er die Fokussierung auf diese individuellen Geschichten, die die eigentliche Substanz des Werkes bilden, vernachlässigt. Die großen Lebensbeichten Skuratovs und ˇSiˇskovs ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
in Mann wie Schönbergs Moses hat es heute doppelt schwer. Nicht nur, weil es ihm, der Gottes Stimme vernommen zu haben glaubt, immer dann die Sprache verschlägt, wenn er die Botschaften des Allmächtigen unters Volk bringen will. Und auch nicht allein, weil diese Sprachnot aus der Überzeugung resultiert, dass absolute, himmlische Wahrheiten ihre Unschuld verlieren,...
Clemens Krauss, damals noch Operndirektor in Frankfurt, winkte erst einmal ab, als ihm die Deutsche Erstaufführung von Weinbergers «Schwanda, der Dudelsackpfeifer» (UA Prag, 1927) angeboten wurde. Das sei eine rein tschechische Angelegenheit, die in Deutschland keine Aussicht auf Erfolg habe. Als die Premiere dann kurz darauf im Stadttheater Breslau über die Bühne...
Braucht Moskau wirklich eine Inszenierung der «Lady Macbeth von Mzensk» im Bolschoi Theater, um den Wert dieses Stückes zur Debatte zu stellen? Dass das Meisterwerk des jungen Schostakowitsch selbst in Russland nicht mehr tabuisiert wird, haben eine konzertante Aufführung unter Mstislav Rostropowitsch und, noch deutlicher, eine szenische Aufführung im Jahr 2001 an...