Stradivari in der Kehle

Sie konnte für Maria Callas einspringen - und das Publikum kochte vor Begeisterung. In den fünfziger Jahren war Anita Cerquettieine der charismatischen Tragödinnen der Opernszene. Vierzig Jahre nach dem Ende ihrer Karriere wurde sie mit dem Premio Caruso ausgezeichnet. Gabor Halasz hat sie in Rom besucht.

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Ein Komet am Opernhimmel – und eine Laufbahn, die zu den kürzesten in der Chronik des Musiktheaters zählt. Diese Laufbahn begann sensationell mit dem allseits um­jubelten Debüt als Aida der 20-jährigen Elevin am Studio des römischen Opernhauses. Das war im September 1951. Ziemlich exakt neun Jahre später bestritt dann die weltweit gefeierte Diva ihren letzten Auftritt: im Oktober 1960 in Holland in der Rolle der Abigaille in «Nabucco».

In diesem knappen Jahrzehnt hatte allerdings die in Montecosaro bei Macerata geborene, in Umbrien auf­gewachsene und heute in Rom lebende Anita Cerquetti alles erreicht, alles gezeigt, unverwechsel­bare sängerische und musikdramatisch-gestalterische Akzente gesetzt. Die renommierten Opernhäuser in Europa und Amerika eroberte Cerquetti im Sturm und versetzte dabei Pub­likum und Fachwelt in Begeis­terung. Sie galt damals als eine der international führenden Vertreterinnen des schweren italienischen Sopranfachs neben Maria Callas, Renata Tebaldi, Antonietta Stella und Leyla Gencer, mit denen sie in ­einem Atemzug genannt wurde.
Umso überraschender kam dann ihr plötzlicher Rückzug von der Bühne im Alter von nur 29 Jahren, über dessen ­Ursachen viel ...

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Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Retrospektive, Seite 68
von Gabor Halasz

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