Liebesexperiment
«Rinaldo» gehört zu jenen Händel-Opern, die in den letzten Jahren erstaunlich oft auf der Bühne erschienen und von Christopher Hogwood und René Jacobs gleich zweimal hochkarätig eingespielt worden sind. Der ungeschnittene und daher störgeräusch-intensive Mitschnitt einer Aufführung der Göttinger Händel-Festspiele 2004 mit dem Concerto Köln unter Nicholas McGegan vermag trotzdem eine neue Lesart des Werkes vorzulegen.
Anders als Jacobs, der mit seinen Sängern in extravaganten Verzierungen schwelgt und berückende Klangwirkungen aus Details des Orchestersatzes holt, musiziert McGegan die Zauberoper mit klarem Blick auf die Fabel. Und siehe da: «Rinaldo» entpuppt sich als Händels «Così fan tutte». Zwei Paare im Liebesexperiment: Rinaldo und Almirena stürzen sich in die betörende Sinnenwelt des Orients und kommen mit einem blauen Auge davon, während sich die Bösewichter, Argante und Armida – Händel hat einen sarkastischen Humor –, in ihren eigenen Zaubereien verheddern und sich über Kreuz in ihre Gegner verlieben. Am Ende finden die «Richtigen» nolens volens wieder zueinander. Aber wie lange werden die Beziehungen halten?
McGegan macht sowohl die Geometrie des Liebesexperiments als ...
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