Oratorium in Blau
Von allen Werken Wagners bereitet der einst so populäre «Lohengrin» heute die größten Schwierigkeiten. Der Dichter-Komponist hat hier ein auseinander strebendes Bündel an Motiven – Liebesutopie, Künstlerdrama, politische Parabel, Mysterium über die Zweideutigkeit des Heiligen – zum Weltanschauungstheater zusammengepresst.
Und der ideologische Missbrauch, bis hin zur Gleichsetzung des Schwanenritters mit dem Gründer des Dritten Reiches, drohte das Stück vollends zu sprengen – umso mehr, als er sich ja nicht nur des Stoffs, sondern auch der oftmals arg banal blechbläserklirrenden Musik mit ihren Aufmärschen, Fanfaren, Volksreden und Sieg-Heil-Rufen bedienen konnte.
Wie einst Wieland Wagner hat Peter Beat Wyrsch um die Zwiespältigkeit des Ganzen einen Bogen gemacht und versucht, sich durch einen Befreiungsschlag aus dem verminten Terrain zwischen Utopie und Ideologie auf die Seite des Rein-Menschlichen zu schlagen. Aber die Zeiten sind nicht mehr so, dass wir an das Märchen vom autonomen, freien Menschen Lohengrin noch glauben können. Und Wyrsch ist auch kein Wieland Wagner, der die formale Stilisierung durch gestische Expressivität aufzubrechen wüsste. Zu allem Unglück hat sich ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
An der Wiederentdeckung des Opernkomponisten Antonio Vivaldi hat «Orlando Furioso» gewichtigen Anteil: Die weltweit ausgestrahlte szenische Produktion dieser Oper anlässlich des Vivaldi-Jahres 1978 mit Marilyn Horne in der Titelrolle machte ein breites Publikum erstmalig darauf aufmerksam, dass Händel nicht der einzige Barockkomponist gewesen ist, der Opern...
Friedrich Nietzsche hat den stilistischen Sonderstatus von Georges Bizets «Carmen» wohl als Erster metaphorisch auf den Punkt gebracht: «Diese Musik ist heiter», schrieb er 1888, dreizehn Jahre nach der skandalumwitterten Uraufführung an der Pariser Opéra Comique, «aber nicht von einer französischen oder deutschen Heiterkeit. Ihre Heiterkeit ist afrikanisch; sie...
Ein Komet am Opernhimmel – und eine Laufbahn, die zu den kürzesten in der Chronik des Musiktheaters zählt. Diese Laufbahn begann sensationell mit dem allseits umjubelten Debüt als Aida der 20-jährigen Elevin am Studio des römischen Opernhauses. Das war im September 1951. Ziemlich exakt neun Jahre später bestritt dann die weltweit gefeierte Diva ihren letzten...