Plattenbauoperette
Das alte Klagelied der Leichten Muse: Warum gibt es keine neuen, aktuellen Operetten mehr? Immer nur Wien, Wien, nur du allein, und natürlich Offenbach. Der schaute seiner Zeit und deren Gesellschaft bissig-witzig-aggressiv mit intelligenter Musik und pointierten Texten ins Gesicht und kalte Herz. Noch heute amüsiert uns das, die Machart vor allem, denn die gesellschaftlichen und politischen Vorbilder, die Offenbach ins Visier nahm, kennen wir nicht mehr, und deshalb haben wir und das Theater oft so große Schwierigkeiten mit Offenbachs Operetten.
Und was ist mit unserer Gegenwart? Die Realität überholt mit ihrer Medienmacht ihre künstlerisch-artistische Verwurstung mühelos rechts und links. Wer den Bundeskanzler im Fernsehen erlebt, braucht nicht länger Geld für eine satirische Theater-Kabarett-Revue auszugeben. Gegen die Wirklichkeit kommt kein Witzemacher mehr an, es sei denn, er fabriziert die Verwitzelungen als Selbstschutz gegen drohenden persönlichen Wahnsinn. Ein wenig anders sieht es, oder man muss ja jetzt sagen: sah es zu Zeiten des Kalten Krieges aus. Wer in autoritären Ostblockstaaten politische Witze riss, riskierte zumindest Ärger für seine Person. Deshalb muss man ...
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Grabbes Farce von Scherz, Satire und Ironie ist, wie der Hinweis auf die «tiefere Bedeutung» andeutet, eine ernste Angelegenheit. Es ging in diesem Vormärz-Produkt des schwerblütigen ostwestfälischen Sturmgenies und Kampftrinkers um Kritik am deutschen Idealismus und dessen Menschenbild, um die Ironisierung Goethes und des Bildungssystems von anno 1830.
Das eiserne...
Die klassische Situation: Eine bestimmte Anzahl von Menschen aus verschiedenen Ländern, unterschiedlicher Herkunft, beiderlei Geschlechts, gerät auf einer gemeinsamen Reise aufgrund höherer Gewalt in die berüchtigte «Inselsituation»: Es gibt keinen Ausweg, keiner kann dem anderen ausweichen, man muss sich arrangieren, die Zeit totschlagen oder – wie im...
«Festa teatrale» – die passende Gattung zu den Hochzeitsfeierlichkeiten des Erzherzogs Ferdinand von Österreich mit der Prinzessin Maria Beatrice Ricciarda von Modena, er siebzehn, sie einundzwanzig. Die Komposition stammte von einem ihrer Altersgenossen: Wolfgang Amadeus Mozart hatte fünfzehnjährig den Auftrag von der Kaiserin persönlich bekommen. Das Libretto,...