Jahrhundert der Probeläufe

Ein weites Feld: «Experimentelles Musik- und Tanztheater»

Opernwelt - Logo

Das Spektrum ist groß. Immens groß. Es reicht von Loïe Fullers innovativem Tanz um 1900 bis zu dessen Vereinnahmung durch das Video, von Hindemiths Ein­aktern bis zu modernen Blinden- und Gerhörlosenstücken. Das experimentelle Musik- und Tanztheater des 20. Jahrhunderts auf knapp 400 Seiten zu einer Art Handbuch zu verknappen, ist so schwierig, wie den Kölner Dom in Echtgröße als 3-D-Puzzle abzubilden.

Dennoch haben sich Frieder Reininghaus und Katja Schneider als Herausgeber an dieses kühne Unternehmen gewagt und einen in seiner Informationsdichte üppigen, von der Ergebnisvielfalt her erwartbar disparaten Band vorgelegt.
In den Beiträgen der mehr als vierzig Autoren wird immer wieder deutlich, wie wenig historische Distanz und, damit verbunden, wie wenige Klassifizierungsmodelle es bis dato gibt, um das vergangene Jahrhundert systematisch zu erfassen – ein Problem, das sich allein schon an der Unterschiedlichkeit von Opernlibretti festmachen lässt. Die Band­breite erstreckt sich von herkömmlichen narrativen Textvorlagen bis zu Werken wie Rihms «Eroberung von Mexico», denen jede Form einer klar definierten Handlung und Personenkonstellation fehlt. Die einzelnen Aufsätze zeichnen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Magazin, Seite 27
von Christoph Vratz

Vergriffen
Weitere Beiträge
Stradivari in der Kehle

Ein Komet am Opernhimmel – und eine Laufbahn, die zu den kürzesten in der Chronik des Musiktheaters zählt. Diese Laufbahn begann sensationell mit dem allseits um­jubelten Debüt als Aida der 20-jährigen Elevin am Studio des römischen Opernhauses. Das war im September 1951. Ziemlich exakt neun Jahre später bestritt dann die weltweit gefeierte Diva ihren letzten...

Die humane Klage

 

Renata Tebaldi, die 82-jährig in ihrem Haus in San Marino gestorben ist, verkörperte das ästhetische Ideal der veris­tischen Primadonna in vollendeter Ausprägung. Der Verismo war in der italienischen Oper in den ersten drei Jahrzehnten nach dem Krieg, in denen sich Renata Tebaldis Glanzkarriere entwickelte, noch keineswegs passé und blieb für die Art etwa eines...

Sanfte Enttäuschung

Der ultimative «Eugen Onegin» ist dieser Mitschnitt aus der Wiener Staatsoper nicht, er hält lediglich ein regionales Ereignis fest: die mit berühmten Stimmen besetzte erste Wiener Aufführung der Oper in der russischen Originalsprache.
Das Unternehmen krankt schon vom Pult aus. Seiji Ozawa sucht das, was er für «russische Seele» hält, durch lähmend langsame Tempi...