Jahrhundert der Probeläufe
Das Spektrum ist groß. Immens groß. Es reicht von Loïe Fullers innovativem Tanz um 1900 bis zu dessen Vereinnahmung durch das Video, von Hindemiths Einaktern bis zu modernen Blinden- und Gerhörlosenstücken. Das experimentelle Musik- und Tanztheater des 20. Jahrhunderts auf knapp 400 Seiten zu einer Art Handbuch zu verknappen, ist so schwierig, wie den Kölner Dom in Echtgröße als 3-D-Puzzle abzubilden.
Dennoch haben sich Frieder Reininghaus und Katja Schneider als Herausgeber an dieses kühne Unternehmen gewagt und einen in seiner Informationsdichte üppigen, von der Ergebnisvielfalt her erwartbar disparaten Band vorgelegt.
In den Beiträgen der mehr als vierzig Autoren wird immer wieder deutlich, wie wenig historische Distanz und, damit verbunden, wie wenige Klassifizierungsmodelle es bis dato gibt, um das vergangene Jahrhundert systematisch zu erfassen – ein Problem, das sich allein schon an der Unterschiedlichkeit von Opernlibretti festmachen lässt. Die Bandbreite erstreckt sich von herkömmlichen narrativen Textvorlagen bis zu Werken wie Rihms «Eroberung von Mexico», denen jede Form einer klar definierten Handlung und Personenkonstellation fehlt. Die einzelnen Aufsätze zeichnen ...
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