Mozart: Idomeneo
«Idomeneo» als hoch expressiver Vorgriff auf den «Don Giovanni»: Das ist ein nicht ohne Reibungsverluste durchzuhaltendes Konzept – vor allem dann, wenn ein Dirigent wie James Allen Gähres sein Orchester mit einem Nachdruck spielen lässt, dass das Ergebnis weniger einer Feinzeichnung als einem mächtigen Ölgemälde gleicht – und die Musiker sich auch spieltechnisch zu Grenzüberschreitungen gezwungen sehen.
Doch am Ende verschmolz Mozarts großer, kühner musikdramatischer Entwurf mit einer Szene, die als drehbarer Würfel zugleich abstrakt war und das Geschehen konkret ins Heute verlängerte: mit dem auf- und zuklappbaren Abbild lebensgroßer Karyatiden, durch die man – wie in Athen – auf eine moderne Betonwüste sieht, oder mit einer großen Flutwelle zwischen Wolkenkratzern – wie im Katastrophenfilm.
Antje Lenkeit, viel beschäftigte Schauspielregisseurin, inszenierte mit diesem «Idomeneo» nach zwei Uraufführungen nebst «Eugen Onegin» ihre vierte Oper und konnte – zumindest in der ersten Hälfte – der Versuchung nicht widerstehen, Arien wie Rezitative durch Aktion aufzuladen, mit den Gefühlen auch mal die Drehbühne taumeln zu lassen und die Handlung durch Schriftprojektionen auf dem Kubus ...
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