Immer nur das Eine
Wie viele Menschen passen in einen winzigen Wohnwagen? Zwei, vier, fünf? Falsch. Ungefähr fünfzig. Vorausgesetzt, es gibt einen mit Autoreifen verdeckten Einstieg durch die Unterbühne in den Boden der Camping-Behausung. Kleingeblümte, kopftuchtragende Frauen und schnauzbärtige Männer quellen samt ihrer Klappmöbel und Kochutensilien aus dem weißen Plastik-Ei, bis der Campingplatz (eine rostrote Halle mit schwerem Stahltor) voll ist, das gefällt dem Publikum, es lacht und lässt sich die nächsten zweieinhalb Stunden nur ungern davon abbringen.
Handlesende Zigeuner und eifersüchtige, vielweibernde Türken bevölkern Rossinis «Il turco in Italia», da jagt ein Klischee das nächste. Was hätten, sagen wir: Sebastian Baumgarten oder Christoph Nel daraus gemacht? Ein gesellschaftskritisches Stück über Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit vermutlich. Nicht Christof Loy an der Hamburgischen Staatsoper. Der traut sich was: macht Komödie, handwerklich virtuos und, oh Schreck!, eigentlich ganz konventionell. Mit genauen Beobachtungen, mit präziser Figurenzeichnung, mit fingerspitzenfeinfühligen Pointen. Loy reißt die vierte Wand ein, seine Darsteller dürfen das Publikum direkt anspielen und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Er kann es noch. Und wie! Während die Berliner Staatsoper gerade seinen Wagner-Zyklus demontiert (und die Komische Oper seinen Mozart-Zyklus entsorgt), hat Harry Kupfer an der Finnischen Nationaloper «Parsifal» inszeniert. Das Bühnenbild stammt, wie könnte es anders sein, von Hans Schavernoch. Und erinnert mit seiner hydraulisch erigierenden Speerspitze, auf der...
Angesichts neuer Drehungen an der Sparschraube durch die öffentliche Hand müssen Experimente wohl überlegt sein. Umso erfreulicher, wenn kleinere, regional verankerte Theater sich an Ausgrabungen völlig unbekannter Werke wagen.
Der Opéra de Lausanne mag es dabei noch etwas leichter fallen, ein Risiko einzugehen. Nicht, dass Salieris Opera comica aus dem Jahre 1785...
Die 1855 in Paris uraufgeführten «Vêpres siciliennes» haben sich nur in ihrer italienischen Version («I vespri siciliani») dauerhaft im internationalen Repertoire behaupten können. Giuseppe Verdis zweiter Versuch mit der Gattung der Grand Opéra hatte aber auch bei seinem ersten Erscheinen in der französischen Metropole nicht viel mehr als einen Achtungserfolg, was...