Von der Braut zur Königin
Die mittlerweile 79-jährige, in Passau lebende Ruth Zechlin hat Henry Purcells nicht vollständig überlieferte und daher auch nicht abendfüllende Oper «Dido and Aeneas» um die bei Vergil überlieferte Vorgeschichte erweitert. Ihre ebenfalls knapp einstündige Kammeroper nach einem Libretto von Hellmuth Matiasek rollt das Geschehen als Rückblende auf: Elissa verliert den Bräutigam in der Hochzeitsnacht. Ihr Bruder Pygmalion hat Acerbas – wie auch schon den Vater – ermordet, um die Schwester zu verführen und an die Macht zu gelangen.
Elissa, die sich jetzt Dido nennt, flieht nach Nordafrika und gründet Karthago. Hier – bei Purcell – verliebt sie sich in Aeneas, kann aber die Gewalt, die ihr in der Jugend widerfahren ist, nicht vergessen. Konsequenterweise sind in der Inszenierung Stefan Tilchs die Zauberin und eine Geistererscheinung Teil der gespaltenen Persönlichkeit Didos. Der Regisseur und seine Ausstatterin Ursula Beutler finden für diesen inneren Vorgang schlichte, aber starke Bilder. In Sekundenschnelle wechseln – begleitet von plötzlichem Donner – Licht und Bühne, wird aus der höfischen Partygesellschaft ein fluoreszierendes Ballett von Skeletten, geführt von Dido als ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Für viele Pariser Opernfreunde ist das Théâtre du Châtelet als Opernhaus interessanter als die Nationaloper mit Bastille und Palais Garnier. Zu Zeiten von Stéphane Lissner mag das richtig gewesen sein, doch seit Hugues Galls Direktorenzeiten haben Bastille und Garnier doch erheblich aufgeholt, nicht zuletzt durch einige interessante Uraufführungen, zum Beispiel ...
Es war in Leipzig, als Richard Wagner im Juni 1835 gegenüber seinem Freund Theodor Apel bekannte: «Hinweg aus Deutschland gehöre ich!» Noch deutlicher wurde er am 22. September 1835: «Ich komme nie wieder nach Leipzig.» Mendelssohn wurde gerade zum Gewandhauskapellmeister gekürt. Wagner hat zwar, seit er die Stadt 1834 endgültig verlassen hatte, immer wieder...
Sie hielt vor allem das 18. Jahrhundert in Atem. Sie verzauberte Komponisten und Librettisten gleich reihenweise. Allein in den letzten drei Jahrzehnten, zwischen 1771 und 1796, sind fünfundzwanzig Vertonungen zu verzeichnen, die ihr huldigen: Andromeda, die Gefesselte und von Perseus Befreite. Der dem Mannheimer Kreis zugehörige Cannabich widmete ihr ein...