Läuterung durch Musik
Karlheinz Stockhausens Zyklus «Licht», sieben Opern mit einer Gesamtspieldauer von 28 Stunden, ist ein Ausnahmewerk, ein kühnes Projekt, das die künstlerischen Bedingtheiten der Gattung Oper in Frage stellt, ja sogar sprengt. Die beispiellose Komplexität der Werke von Karlheinz Stockhausen birgt in sich eine Herausforderung, sie stellt ein Opernhaus und die mitwirkenden Sängerinnen, Sänger und Instrumentalisten vor völlig neue Aufgaben, erfordert ein Nachdenken über neue, der bisherigen Musiktheaterpraxis unbekannte Aufführungsarten und Spielorte.
Stockhausens Opernpartituren sind fundamental anders zu befragen, anders zu inszenieren als die von Mozart oder Verdi, um nur zwei große Dramatiker der Gattung zu nennen, anders auch als die Wagners mit ihren weiten leitmotivisch durchdrungenen Klangräumen. Stockhausen distanziert sich nicht nur von durchgehenden Handlungszusammenhängen, sondern auch von dramaturgisch klar identifizierbaren Konstellationen handelnder Personen. Das Prinzip der Zuordnung einer Rolle zu einem Darsteller ist grundsätzlich in Frage gestellt, denn die Hauptfiguren artikulieren sich als personelle Dreiheit von Stimme, Instrument und Körper, in deren Anlage ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Natur ist quasi verbannt. Das ist gut, weil so klar wird, dass es nicht um Edelweiß-Romantik geht. Gleichzeitig ist dies von Nachteil, weil dadurch die symbolische Ebene der Natur völlig ausgeblendet wird. Wenn Nicolas Joël an der Düsseldorfer Rheinoper Alfredo Catalanis «La Wally» inszeniert und dabei Felsen, Sturzbäche und Lawinen von der sichtbaren Bühne...
Er weiß offenbar genau, mit welcher Marketing-Strategie man sich heutzutage gut verkauft: ein bisschen chinesische Tradition (aber eher in Form netter, leicht konsumierbarer Chinoiserien und Kantilenen voll von kitschnahem Wohllaut), dazu eine gute Prise avantgardistisch anmutender Geräusche, von plätscherndem Wasser über raschelnde Papierbahnen bis hin zu...
Samuel Becketts späten Texten kommt man vielleicht am nächsten, wenn man sie als absolute Musik versteht. Die Sprache und ihre Elemente – Laute, Silben, Wörter – sind hier so kombiniert, dass der performative Akt der Rezitation, dass Rhythmus, Melodie und Artikulation zum eigentlichen Medium der Sinnstiftung werden. Ob Dialog oder Prosastück – das letzte...