Wahnsinn
Als Catherine Malfitano noch selbst auf der Bühne stand, spielte Donizettis «Lucia di Lammermoor» in ihrem Repertoire so gut wie keine Rolle. «Ich habe die Lucia lediglich in zwei Produktionen gesungen, ganz am Anfang meiner Karriere», erzählt die Sopranistin. Nun hat sie das Schauerstück an der Central City Opera in Colorado in Szene gesetzt. «Die Sicht vom Regiepult ändert alles, ich habe die Oper für mich völlig neu entdeckt.» Zum Beispiel, weil man sich nicht nur in eine, sondern in alle Figuren hineindenken und hineinfühlen muss.
«Mich interessiert plötzlich alles, was mit und um Lucia herum passiert», sagt Malfitano, «mir geht es um das ganze Panorama. Und: Ich habe mich hoffnungslos in diese Geschichte verliebt.»
Woran macht die Regisseurin ihre Faszination fest? Catherine Malfitano spricht über den größten Hit des Stücks, das berühmte Sextett. «Ich hatte vorher nie wirklich auf den Text geachtet, und jetzt ist mir klar geworden, dass es so etwas wie das ‹Vissi d’arte› dieser Oper ist. Lucia steht im Zentrum dieses Sextetts, sie ist der Brennspiegel, um den alles kreist. Das muss klar herauskommen. Es reicht nicht, wenn die sechs Solisten einfach ins Publikum singen. Denn ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt September/Oktober 2009
Rubrik: Magazin, Seite 91
von Wesley V Blomster,Übersetzung: Albrecht Thiemann
Als der Dirigent John Crosby (der unter anderem bei Paul Hindemith in Yale studierte) Mitte der 1950er Jahre in der Wüste New Mexicos, ein paar Kilometer außerhalb von Santa Fe, eine Schweinefarm kaufte, wusste er genau, was er wollte. Der passionierte Opernfan ließ dort ein Freilufttheater mit atemberaubendem Blick auf die Jemez Mountains errichten. Das war die...
In seiner Schrift «Werk und Wiedergabe» von 1929 schimpfte Hans Pfitzner gegen gewissenlose «Spielleiter», die den Geist der «Meisterwerke» verfälschen würden. Es gebe eine klare Hierarchie zwischen schaffenden und nachschaffenden Künstlern; ein «schöpferischer Interpret» sei ein Widerspruch in sich selbst. Das Schlagwort hieß damals «Klassikertod». Einige Jahre...
Der Schriftsteller und Musikwissenschaftler Romain Rolland meinte einmal, Händel habe «die große Überlegenheit von Porpora in Bezug auf den großen Stil und dramatische Kraft» genau registriert. Der Dirigent und Cembalist Ondrej Macek, der vor zwei Jahren in der Wiener Nationalbibliothek die bislang unbekannte Serenade «La morte di Ercole» von Nicola Porpora aus dem...