Himmelwärts
Nun öffne sich der Himmel, und ihrem Sehnen erstrahle das Licht der Ewigkeit», schwärmt Hans Castorp, als er einer Grammophonplatte mit dem Finalduett aus Verdis «Aida» lauscht.
Was Thomas Mann seinem «Zauberberg»-Lehrling vor 85 Jahren in den Mund legte, hat der britische Regie-Routinier Graham Vick auf der Bregenzer Seebühne nun wörtlich ins Bild gesetzt: In einer Holzbarke gleiten Aida und Radames am Ende ihrer unmöglichen Love Story über das Wasser, um schließlich, von einem Baukran in schwindelnde Höhen gezogen, samt Boot in die schwarze Nacht über dem Bodensee zu entschweben: «O terra, addio». Und Carlo Rizzi schwört dabei die aus dem Festspielhaus live zugeschalteten Wiener Symphoniker so wunderbar auf jene pianissimo verhauchende Ges-Dur-Intimität ein, die den Weltabschied des sterbenden Paares begleitet, dass zwischen den azurblau gepinselten, bronzesternflammenden Monumentalkulissen von Paul Brown ein wahrhaft poetischer Moment entsteht – ein Moment des staunenden Innehaltens, des sentimentalen Mitgefühls, das rund 7000 Premierengäste still verharren lässt, bis der allerletzte Ton verhallt und die Himmelfahrt ins Ziel gekommen ist.
Verdis quotenträchtiges Ägypten-Drama, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
«Jede Fotografie», schrieb Susan Sontag in ihrer kleinen Philosophie der
Kamerakunst, «ist eine Art Memento mori. Fotografieren bedeutet teilnehmen an der Sterblichkeit, Verletzlichkeit und Wandelbarkeit anderer Menschen (oder Dinge). Eben dadurch, dass sie diesen einen Moment herausgreifen und erstarren lassen, bezeugen alle Fotografien das unerbittliche...
Unter den bedeutenden Primadonnen von heute nimmt die Georgierin Iano Tamar eine Sonderstellung ein, da sie weder den reinen Schönsängerinnen noch den erklärten Ausdruckskünstlerinnen zuzurechnen ist, vielmehr mit einiger Konsequenz die Synthese aus Belcanto und Musiktheater angestrebt und gefunden hat. Ihr Interesse gilt den extremen Charakteren (Medea, Abigaille,...
Seit ihrem Debüt mit dem «Fliegenden Holländer» in Würzburg 2002 hat Katharina Wagner in Budapest, München, Berlin, Bremen und natürlich in Bayreuth inszeniert. Doch nun: Gran Canaria. Wo bitte? Das Teatro Pérez Galdós in der Inselhauptstadt Las Palmas gehört kaum zu den Fixpunkten der europäischen Opernszene. Es hat 1200 Plätze. Normalerweise werden fertige...