Utopie und Perfidie
Alles ist Spaß auf Erden»: Aus dem Falstaff-Motto hatte Peter Konwitschny 2001 in Graz einen herrlich tristen Theaterabend gezaubert. Die Wehmut war heiter am Ende der Intendanz von Gerhard Brunner. Das Konzept mischte die Analyse des Stückes mit der Liebeserklärung an ein Theater und mit einer saftigen Portion Kulturpessimismus. Die Bühne bestand eigentlich nur aus einem riesigen Abriss-Container. Dort landeten Kulissenteile, Erinnerungen und Hoffnungen: «Theater war schön», stand mit Kritzelschrift darauf.
2005 geht wieder eine Ära zu Ende, die Konwitschny mitgeprägt hat.
In Hamburg gab Ingo Metzmacher nach endlosen Querelen mit einer (inzwischen aus dem Amt geschiedenen) Kulturpolitikerin auf und wechselt nach Amsterdam. Mit Konwitschny hat er die Staatsoper am Gänsemarkt in den letzten acht Jahren zu einer ersten Adresse für neugieriges, risikofreudiges, fragelustiges und immer auch absturzbereites Musiktheater gemacht. Wir werden diese Zeit, in der viel Maßstabsetzendes entstanden ist, im Jahrbuch «Oper 2005» noch einmal Revue passieren lassen.
Deshalb muss hier nur kurz die Rede sein von der letzen Premiere. «Alles ist Spaß auf Erden» hätte auch ihr Motto heißen können. Die ...
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Was eine Oper sei? Seit den Tagen Monteverdis wird über diese Frage rechtschaffen gestritten; und vor allem die Debatte darüber, ob ein Oratorium fürs Musiktheater tauge oder nicht, hat die Disputanten stets zu neuen Argumenten beflügelt. Im Falle von Robert Schumanns «Der Rose Pilgerfahrt» allerdings schien es bislang Common Sense zu sein, dass dieses letzte der...
Dass die Kunst nach dem Gelde geht, war schon zu Lessings Zeiten gängige Praxis. Schon Ende des 18. Jahrhunderts war die Suche nach pekuniären Quellen, sprich: der materiellen Basis jedweder literarischer, musikalischer oder dramatischer Äußerung per se nichts Verwerfliches. Das gilt in besonderem Maße für die Oper, die kostspieligste aller schönen Künste. Stand...
Zwei Uhr früh. Der Himmel über Manaus ist schwarz. So schwarz wie das Wasser des Rio Negro, der sich an dem 1,5-Millionen-Nest mitten im Amazonasdschungel vorbeiwälzt. Fünfunddreißig Grad. Gefühlte Temperatur: fünfundvierzig Grad. Die Luft steht. Ein klebriges Gemisch, das so viel Feuchtigkeit mit sich zu führen scheint wie der mächtige Fluss, der an den Rümpfen...