Donizetti: Viva la mamma!

Coburg

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Detlef Altenbeck, der streitbare Ober­spiel­leiter am Landestheater, hat diesmal alles richtig gemacht. Seine Textfassung der fast einhundertachtzig Jahre alten Opera buffa und seine ins Coburger Hier und Heute versetzte Inszenierung haben so viel Drive, Witz und Hintersinn, dass es leicht fällt, dieser Produktion Kultstatus zu prophezeien.

Das Programmheft behauptet zwar tapfer, dass die hier gezeigte Tourneetheater-Vision anno 2020 angesiedelt ist, aber natürlich wird ziemlich zeitnah ein Schreckensbild davon ge­zeichnet, was passieren kann, wenn die kulturelle Fahne in der Provinz nur noch von dilettantischen Gastspieltruppen hoch gehalten wird.
Unter uns gesagt: Das Stück ist eine ziemliche Klamotte, aber besser als im Oberfränkischen kann man es derzeit kaum realisieren. Höchstens anders. Alles wirkt wie aus einem Guss. Die Haupthandlung ver­legt Manfred Dittrich in den per Riesenfoto auf die Bühne «gespiegelten» Coburger Zuschauerraum, der antiquierten Oper in der Oper verpasst er Kulissenmalerei im Stil der vor Ort allbekannten Gebrüder Brückner. Regina Schill typisiert die Akteure detailverliebt zwischen unerträglichem Kostümschwulst und ebensolcher Alltagskleidung: ...

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Opernwelt August 2005
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 53
von Monika Beer

Vergriffen
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