Probe mit vertauschten Koffern

Bad Wildbad, Rossini: L'occasione fa il ladro, Meyerbeer: Semiramide

Opernwelt - Logo

Juwel, Kleinod – die Begriffe liegen na­he. Denn nichts anderes ist’s, was sich im Kurpark von Bad Wildbad mit viel ehrenamtlichem Nachdruck frisch renoviert präsentiert. Pastellfarben – Rostrot, Lindgrün, Vanille: Wie eine Puppenstube wirkt das ehedem Königliche Kurtheater von 1864 im Vergleich zu manchem Riesenhaus. Zur Eröffnung des kleinen, feinen Festivals «Rossini in Wildbad» dirigierte Alberto Zedda eine konzertante Aufführung von «L’inganno felice» (Die glückliche Täuschung). Ihr folgte ein «Primadonnen»-Programm, das Gioac­chino Rossini und Zeitgenossen vereinte.

Zwei Wildbader Lieblinge waren sich dabei nicht zu schade, das Primadonnen(un)wesen zu ver­äppeln: Luisa Islam-Ali-Zade mit entflammten Mezzo-Ausbrüchen und An­na-Rita Gemmabella mit brustig-­sono­ren Alt-Tiefen.
Die Stimmen prägten auch zwei szenische Auffüh­rungen: die Buffa «L’occasione fa il ladro» (Gelegenheit macht Diebe) des zwanzig­jährigen Rossini und «Semiramide» – nein, nicht die berühmte Voltaire-Vertonung Rossinis, sondern – getreu dem Wildbader Konzept, auch das Umfeld des Maestros zu beackern –, die des achtundzwanzigjährigen Giacomo Meyerbeer, seit 1820 nicht mehr gespielt. Und da zeigte sich aufs ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2005
Rubrik: Panorama, Seite 63
von Heinz W. Koch

Vergriffen
Weitere Beiträge
Dramatische Eloquenz

Am Cembalo spielt er Bach und Scarlatti, doch als Operndirigent hat es Christophe Rousset auf Raritäten abgesehen: Mit besonderer Vorliebe widmet sich der Franzose dem Musiktheater des Rokoko und verortet Ausgrabungen wie Tommaso Traettas «Antigona» und zuletzt an der Leipziger Oper Johann Christian Bachs «Temistocle» im Spannungsfeld zwischen später Opera seria,...

Klassikerpflege

Dass Salzburg 1982 in Levine/Ponnelles «Zauberflöte» eine «ideale» Aufführung gesehen haben will, erstaunt angesichts dieser Aufnahme. War alles andere damals so schwach, dass solch eine Klassikerpflege als überragend galt? Oder hat der «historische» Mitschnitt den Esprit nicht eingefangen? Neben der statischen Regie und den schleppenden Dialogen stört die Routine...

Das lange Sterben

Peter Mussbach macht es uns mit seiner «Traviata»-Sicht nicht leicht, schlimmer: Er langweilt uns. «Diese Straße muss ich gehen» – winterreisenhaft erleben wir eine metaphorische Reise in den Tod, hier als ­Autofahrt, klischeehaft banalisiert, unter ­anderem durch eine Titelfigur im Monroe-Look. Gewiss, auch die Monroe war am Ende ihres Lebens eine Art Todesengel,...