Meister des Legato
Ein fast unbemerkter Abschied: Piero Cappuccillis letzter Auftritt in Berlin, Ende der neunziger Jahre in der Philharmonie, bei einem skurrilen Konzert, das ein ehemaliger Tänzer der Deutschen Oper arrangiert hatte. Der versuchte sich als Konzertveranstalter und ging auf Bauernfang: «Erleben Sie die Stars der Mailänder Scala», stand auf den Plakaten. Der Einzige, der an diesem Abend diesen Titel zumindest zu einer Halbwahrheit machte, war Cappuccilli. Der Rest: Senioren mit schwarz gefärbten Haaren, die ihre Stimmen schon vor langer Zeit verloren hatten und niemals Stars waren.
Die Philharmonie ist halb leer. Als der Tänzer mit italianisiertem Namen sich als Tenor aufspielt und «Di quella pira» vergeigt, setzt es Buhs. Was hat Cappuccilli in diesem felliniesken Circus verloren? Angespannt sieht er aus. Fehl am Platz. Noch einmal singt er «Il balen». Versucht es. Unverkennbar: seine Stimme. Und doch ist das nur noch der Schatten seiner Stimme. So ähnlich muss es bei Callas’ letztem Konzert zugegangen sein. Traurige Erinnerung.
Eigentlich wollte Cappuccilli Architekt werden. Sein Vater war dagegen: Er erkannte das sängerische Talent des Sohnes und ließ ihn in Triest ausbilden. 1957 ...
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