Kasperletheater und Psychodrama

Klaus Kalchschmid über die Wiederaufnahmen in Bayreuth

Opernwelt - Logo

Es ist schon seltsam: Nie hat man sich so recht mit Keith Warners nachtschwar­zem, symbolistischen «Lohengrin» anfreunden wollen – kaum wird er das letzte Jahr gezeigt, da kommt angesichts der verführerischen Sonnenfins­ternis-Bilder fast so etwas wie Wehmut auf. Dabei hat sich an Warners statuarischer Personenregie über die Jahre kaum etwas geändert. Dafür wechselten Solisten wie ­Dirigenten mehrfach, und auch dieses Mal ist es keineswegs so, dass man über die Sänger uneingeschränkt jubeln könnte.

Peter Seiffert gelingt es freilich wieder, sich den Abend über bis zu einer fulminanten Gralserzählung zu steigern, bei der er dem Publikum zeigt: Ich kann’s noch höher, inten­siver und schöner! Dagegen hatte es Petra-Maria Schnitzers Elsa, die Gattin des Gralsritters – im Leben wie auf der Bühne – schwerer, verliert doch die Stimme bei allzu heftigen Ausbrüchen an Substanz und Leuchtkraft des Timbres. Beim «bösen» Paar sind die Verhältnisse umgekehrt: Linda Watson – nächstes Jahr die Brünnhilde im neuen «Ring» – hat mittlerweile ihren ausladend hochdramatischen Sopran auch im Fortissimo der Höhe gut im Griff und singt als Ortrud ihren mehr intelligent ­deklamierenden als singend ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2005
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Klaus Kalchschmid

Vergriffen
Weitere Beiträge
Editorial

Der Austausch von Opernproduktionen ist ein Phänomen, das immer ­weitere Kreise zieht, aber nur selten thematisiert wird. Für die einen (wie Ste­phane Lissner, den Intendanten von Aix-en-Provence und der Scala) verbindet sich damit eine Sicherung der Zukunft; für andere (wie den Stuttgarter Opernchef Klaus Zehelein) droht das Gespenst der Gesichtslosigkeit. Von den...

Problematisches Puzzle

Das Théâtre du Grand Saint-Jean bringt eine Prise Glyndebourne nach Aix. Zwanzig Autominuten vor der Stadt liegt ein idyllisches Landgut, man promeniert unter alten Alleen und kann vor der Aufführung picknicken. Gespielt wird im Innenhof, dessen maroden Charme Ivan Theimer in seine Ausstattung des «Barbiere di Siviglia» einbezieht. Fünf verschiebbare Wände genügen...

«Ich will extreme Theatralik»

Frau Harms, an der Deutschen Oper Berlin arbeiten Sie eng mit dem Team zusammen, das Ihre Zeit an der Kieler Oper geprägt hat: mit Regisseur Alexander von Pfeil, Ihrem Chef­dramaturgen An­dreas K. W. Meyer, der Dramaturgin Ka­tharina John und mit Ihrem Mann, dem Bühnen- und Kos­tüm­bildner Bernd Damovsky. Wird Berlin Groß-Kiel? Wird es einen «Deutsche-Oper-Look»...