Immer noch Neues vom Maestro Orgasmo
Hector Berlioz ging mit seinem erfolgreichen Kollegen Gaetano Donizetti einmal hart ins Gericht, indem er ihm vorwarf, aus der Musik «eine Art Kartenspiel (zu machen), aus dem er hier ein Herz-Ass verteilt, dort ein Treff-Ass oder einen Carreau-Buben». Der Vorwurf zielte auf die Neigung des Italieners zum musikalischen Recycling, die freilich in einer Epoche raschester Opernproduktion nichts Ungewöhnliches war.
Fast achtzig Opern in fünfundzwanzig Jahren zu schreiben, ist schon eine Leistung, und dass der Hörer von heute auch durch Donizettis Wiederholungen und Selbstzitate nie gelangweilt wird, nimmt er als eine wesentliche und erfreuliche Erfahrung aus der Begegnung mit einigen bis dato unbekannten Stücken mit, die in den letzten Monaten erstmals auf CD veröffentlicht wurden.
Über ein Jahrhundert in Vergessenheit geraten und auch im Zuge der Donizetti-Renaissance nur am Rande beachtet, erfährt die zwei Jahre nach der «Lucia di Lammermoor» entstandene, bei der Premiere in Venedig (1837) eher reserviert aufgenommene «Pia de Tolomei» plötzlich eine Ehrenrettung im großen Stil. Nicht weniger als drei Aufnahmen kamen jüngst auf den Markt. Bongiovanni legt eine dreißig Jahre alte ...
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Wer die Aktualität eines Bühnenwerks besonders betonen will, lässt es hier und heute spielen – ein recht einfach gestrickter Ansatz, der in Frankfurt momentan groß in Mode scheint. Im Mai war Calixto Bieito mit seiner «Macbeth»-Deutung im geilen Morast einer Bankenzentrale gescheitert, jetzt versuchte es Claus Guth – wieder mit Verdi, diesmal dem «Maskenball». Und:...
So geht es also auch! Während anderswo Theater geschlossen oder kaputtgespart, Orchester aufgelöst werden, schaffen sich in einer westfälischen Kleinstadt (zirka achtzigtausend Einwohner), die zwar über ein schmuckes Stadttheater (Baujahr 1908), nicht aber über ein eigenes Ensemble verfügt, Bürger ihre Oper selbst: Ohne städtische Subventionen, mit geringfügiger...
Das Projekt verdankt sein zentrales Stichwort dem bewundernden Ausruf eines Radioreporters über den Stürmer Günter Netzer (bzw. dem Kulturtheoretiker Karl Heinz Bohrer, der die tiefsinnige Formulierung kolportierte). Die Kreation zielt hörbar auf Phänomene der Alltagskultur – und auf den Versuch, Impressionen und Entladungen aus der Fußballwelt in die Sphäre...