Eötvös: Le Balcon
Seit 1991 stemmt sich Walter Kobéra nun schon gegen das Verdikt, dass neues Musiktheater in Wien allenfalls als Festivalgabe ans Publikum zu bringen sei. Und das mit trotzigem Erfolg. Jährlich vier Premieren bietet seine durch städtische und Bundesmittel mit rund sechshunderttausend Euro unterstützte Neue Oper. Dass man sich ausschließlich um Werke der klassischen Moderne sowie zeitgenössische Stücke bemüht, ist ebenso Prinzip wie die Suche nach Spielstätten jenseits des hergebrachten Guckkastens.
Die Geburt des Programms aus dem Geist einer besonderen location scheint zu funktionieren: Längst haben sich der dirigierende Intendant und das von ihm 1986 gegründete amadeus ensemble eine treue Fangemeinde erworben.
Dass man nun mit Peter Eötvös’ zweiter Oper «Le Balcon» nicht – wie bei der Uraufführung 2002 in Aix-en-Provence – an die frische Luft, sondern in einen Mehrzwecksaal des Wiener Museumsquartiers ging, hatte wohl nicht zuletzt mit den Unwägbarkeiten der herbstlichen Witterungsverhältnisse zu tun. Denn dort finden sich genau jene Rezeptionsvorgaben, die Kobéra aufbrechen möchte: Bühne, Orchestergraben, Zuschauertribüne in traditioneller Anordnung. Immerhin zog man sich dank ...
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