Matterhorn als Mantel
In Zeitlupe öffnet sich der Vorhang und gibt minutenlang den Blick frei auf ein eigentlich hinter der Szene spielendes Geschehen, hier erstarrt zum Chor-Tableau: Grell herausgeputzte Frauen und Männern im schlecht sitzenden Siebziger-Jahre-Outfit. Zwei Figuren schälen sich heraus: Matrone Mamma Lucia (mit enormem Mut zur Hässlichkeit: Snejinka Avramova) und die Lola von Barbara Schmidt-Gaden, die das Angeschickertsein nicht nur spielt, sondern auch singt. Der Turiddu von Michael Suttner ist ein armseliges Würstchen, das den Macho mimt.
Für Santuzza, der er ein Kind gemacht hat und die er nun von sich stößt, bietet das Haus zwei ganz unterschiedliche Besetzungen auf: Ann-Kathrin Naidu spielte, obgleich ein intensiver, dunkel glühender Mezzo, in der Premiere suggestiv das irre, wilde Mädchen; Nathalie Boissys lyrischer Sopran hat stimmlich an Substanz und Dramatik gewonnen und diente der intensiven Darstellung einer im Innersten getroffenen reiferen Frau, die keine Zukunft mehr vor sich sieht. Großartig der Einfall, dass sie das gemalte Matterhorn vom Schnürboden reißt und wie einen Mantel trägt. Solche Momente gelingen dem Regisseur und Bühnenbildner Christian Sedelmayer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Zum Auftakt der Spielzeit gab Mannheims neue Intendantin Regula Gerber ihre Visitenkarte ab. Man eröffnete mit einer Neuinszenierung von Verdis «La forza del destino» (siehe Seite 6 dieser Ausgabe). Zwei Tage später die andere Seite der Karte: ein Abend mit Werken Luciano Berios.
Man sitzt im Schauspielhaus. Schwarze ansteigende Bühnenrampe. Über Bühne und...
Köln steht Kopf, und das bereits vor Ausbruch der Fünften Jahreszeit. Die «Öffentliche Meinung» ist in Aufruhr. Die Lokalpresse machte mobil, nachdem es in der Premiere durch Zuschauerrufe zum Eklat gekommen war. Dabei schien alles so herrlich unverdächtig. Bernd Weikl sollte Offenbachs «Orpheus in der Unterwelt» inszenieren, Kabarettist Konrad Beikircher neue...
Judith Szédelyi leitet in der ungarischen Gemeinde Fertöd die Verwaltung des Schlosses Esterháza. Im April 2005 hat der junge Dirigent Marton Rácz die künstlerische Leitung der Konzerte auf Schloss Esterháza übernommen. Seit 1998 ist er Musikchef und Dirigent des Niederländisch Ungarischen Festivals für Alte Musik in Budapest.
In Esterháza hat Joseph Haydn vor mehr...