Rache der Komture
Es sollte die glanzvolle Saisoneröffnung und zugleich der Auftakt der musikalischen Veranstaltungen des Mozartjahres in Spanien werden. Die Presse hatte die Rückkehr des Don Juan in einer echten Eigenproduktion mit spanischer Starbesetzung mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht. Doch es kam anders. Das späte Debüt des Theaterregisseurs Lluis Pasqual und des Dirigenten Victor Pablo Pérez im Madrider Opernhaus fand zwar statt, jedoch mit einer szenisch polemischen und musikalisch uneineitlichen Produktion.
Ein Teil des Publikums tobte vor Wut, die Missbilligung schloss sogar die Statisten mit ein.
Pasqual zeichnet Don Giovanni als «señorito andaluz», als sozialen Freibeuter ohne Moral, Recht und Gesetz, der mehr von maßlosem Hochmut als von unersättlicher Wollust getrieben wird. Zudem verlegt er die Handlung in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts, tief in das finstere Spanien Francos nach dem Bürgerkrieg. Am Ende fliegt das Reiterstandbild des Komturs als Zitat des im Frühjahr in Madrid entfernten Diktator-Denkmals herein. Der Schlussgesang wird als Filmszene gestaltet. Don Giovanni fungiert hierbei als munterer Filmemacher, während Ausschnitte von Veranstaltungen des ...
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