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Frankfurt, Verdi: Un ballo in maschera

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Wer die Aktualität eines Bühnenwerks besonders betonen will, lässt es hier und heute spielen – ein recht einfach gestrickter Ansatz, der in Frankfurt momentan groß in Mode scheint. Im Mai war Calixto Bieito mit seiner «Macbeth»-Deutung im geilen Morast einer Bankenzentrale gescheitert, jetzt versuchte es Claus Guth – wieder mit Verdi, diesmal dem «Maskenball». Und: Die Tagespolitik kam seinem Ansatz so gut entgegen, wie es keine Planung hätte bewerkstelligen können.

Die Wahlurnen der Bundestagsnachwahl in Dresden waren gerade geschlossen, als sich der Vorhang in Frankfurt hob, um die «K»-Frage für die Verdi-Oper zu beantworten, die mit Liebe, Eifersucht und Machtkampf in eine Parteizentrale verlegt wurde – samt Wahlplakaten, die den Machthaber Riccardo mit roter Krawatte zeigen. Seine Mörder tragen übrigens gelbe. Die Untertanen sitzen im mittleren Management –, und wenn eine Ehefrau mit dem Freund des Gatten anbändelt und hierfür ein stilles Plätzchen sucht, tut es statt einem Galgenberg auch ein schuttüberladenes Abbruchbüro. Das dämonische Element – von Verdi ohnehin eher eine Behelfslösung für die reichlich abstruse «Boston»-Version – ist eliminiert: Ulrica tritt als – wer ...

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Opernwelt Dezember 2005
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Claus Ambrosius

Vergriffen
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