Im Schoß der Wolga
Wieder, wie schon bei seiner letztjährigen Bremer «Turandot», vertraut Peer Boysen auf die Ausdruckskraft seiner exzentrischen Kostümentwürfe, wieder führt er die Personen mehr stilisiert als realistisch und erzielt damit bei Janáceks «Katja Kabanova» womöglich noch stärkere Wirkungen.
Die Kabanicha, unfreiwillige Drahtzieherin des tragischen Geschehens, erscheint in ihrer Aufmachung wie eine heidnische Göttin des Matriarchats und ist – was ihre Bedeutung für die von ihr ausgelösten Ereignisse unterstreicht – als stumme Figur auch anwesend, wenn der äußere Handlungsverlauf ihre Gegenwart nicht verlangt – etwa im doppelten Liebesduett im vierten Bild. Eine weitere, rein pantomimische Gestalt geistert, ohne von den anderen wahrgenommen zu werden, immer wieder durch das Geschehen: die Personifikation der Wolga, die in der «Schlüsselszene» die Voraussetzung für den Ehebruch arrangiert und am Schluss Katja, als diese Selbstmord verübt, liebevoll in ihren Schoß bettet. Ein ganz und gar untheatralisches, unspektakuläres, leises Finale einer farbenreichen Inszenierung mit sicher gesetzten grotesken Akzenten.
Getragen wird Boysens Konzept von exzellenten Sängerdarstellern, die in ihrem ...
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