Pappnasen in Sibirien
Im Scheinwerferkreis erst eine Hand, dann eine rote Clownsnase, schließlich der, der sie sich aufsetzt: ein kleiner, dicker Mann, den blauen Frack überm Unterhemd, über der Smokinghose. Er stolpert wie Butler James, bloß über den Souffleurkasten, gibt mehrfach vergeblich das Zeichen zum Einsatz der Musik. Wir haben es mit dem wandelnden Leitmotiv des ganzen Abends zu tun, mal mit, mal ohne Pappnase. Es ist Patrick Jones, Freiburgs vielfältig verwendbarer, hochpräsenter Charaktertenor.
Er vereinigt etliche Rollen in der einen des «Schäbigen» – zwei Vorarbeiter, den Kutscher, den Lehrer und den Betrunkenen Gast, der die Leiche im Keller der Kaufmannsfamilie Ismailow aufstöbert. Er führt Regie, öffnet das Vorhanghalbrund und schließt es wieder. Hätten wir nicht die Rollennamen preisgegeben – wohl kein Leser käme auf die Idee, hier sei von Dmitri Schostakowitschs «Lady Macbeth von Mzensk» die Rede.
Clownsnase, später auch Glitzertrikots, Federbüsche, viel Farbe in den Gesichtern – die Freiburger Optik ist gewöhnungsbedürftig. Und das ist gewiss auch die Interview-Hypothese des Regisseurs Thomas Krupa, die tragische Heldin Katerina entstamme dem Zirkusmilieu – fürwahr eine kühne ...
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I. «Das klingt jetzt wie im Dom-Konzert. Man hört Sie gut. Sie können viel weniger geben.» Musikalische Feinjustierung für die Rheintöchter. In neuer akustischer Umgebung müssen sie das Schwimmen erst wieder lernen. Der Bademeister ist derselbe wie zu Hause: Philippe Auguin, Nürnbergs langjähriger Generalmusikdirektor. Aber sonst läuft alles anders bei dieser...