Seelen-Bergwerk
Das Orchester ist Teil einer spärlichen Handlung. Was heißt Handlung? Es ist ein musiko-literarischer Abend, bei dem Wort und Ton ineinandergreifen, sich behutsam ergänzen, ohne je wirklich zusammenzugehören oder, umgekehrt, sich bewusst in die Quere zu kommen.
Der Regisseur und Schauspieler Tobias Moretti hat für die RuhrTriennale ein Programm entworfen, dessen Titel an Johann Peter Hebel angelehnt ist: «Der Seelen wunderliches Bergwerk».
Moretti hat Texte von Trakl, Heine, Grillparzer, Marti, Enzensberger, Houllebecq, Rilke und eben Hebel zusammengestellt und diese musikalisch mit Werken von Mozart, Kraus, Haydn, Britten, Pärt u. a. gemixt. Als großartig entpuppte sich das Kammerorchester moderntimes, das sich mit Verve, Sorgfalt, Raffinesse und Kühnheit ins Zeug legte. Nichts entging seiner Aufmerksamkeit, kein Moment Langeweile, nie Mittelmaß. Moretti, der fortwährend von einem Akkordeon tragenden Kompagnon begleitet wurde, las die Texte eindringlich, weil unaufdringlich, mit geschickten Ritardandi, kleinen Pausen, subtilen emphatischen Höhepunkten.
Das szenische Geschehen als durchgehende Handlung zu bezeichnen, wäre zu viel gesagt. Das Orchester macht beispielsweise an ...
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